Transport : Wakeo bietet neue Option für alternative Häfen

Mit dem neuen Feature „Nearby Alternatives“ sollen Verlader und Spediteure künftig schneller auf operative Störungen reagieren können – durch datenbasierte Vorschläge alternativer Lade- und Entladehäfen. Die Idee dahinter: Wer nicht ausschließlich auf etablierte Routen und zentrale Knotenpunkte setzt, kann Risiken in der Seelogistik reduzieren, effizienter planen und zugleich ökologische Aspekte stärker berücksichtigen.
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Alternative Häfen als strategische Option
Konkret analysiert „Nearby Alternatives“ historische Transportdaten, um alternative POL-POD-Kombinationen (Port of Loading / Port of Discharge) zu identifizieren, die sich in unmittelbarer Nähe der ursprünglich geplanten Häfen befinden. Diese Vorschläge sollen dann hinsichtlich Transiteffizienz, ökologischer Emissionen, operativer Machbarkeit und Störungsanfälligkeit bewertet werden.
„Es geht darum, nicht nur reaktiv zu agieren, wenn Störungen auftreten, sondern proaktiv robuste Routen in die Planung einzubeziehen“, sagt Charles Joannon, Produktverantwortlicher bei Wakeo. Die neue Funktion ermögliche es, auf Knopfdruck Alternativen einzusehen, die etwa kürzere Transitzeiten versprechen, besser in bestehende Zoll- und Steuerzonen eingebunden sind oder einen geringeren CO₂-Ausstoß verursachen.
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Entscheidungshilfe auf Basis realer Transportdaten
Basis für das System sind laut Wakeo mehrere Millionen historische Transportdatensätze, die mithilfe eines Clustering-Algorithmus analysiert werden. Dadurch werden typische Problemzonen – etwa Engpässe bei bestimmten Häfen – identifiziert und Alternativen vorgeschlagen, die in ähnlichen geografischen Regionen liegen, aber statistisch geringere Ausfallrisiken aufweisen.
Die Entscheidung, bestimmte Alternativhäfen zu empfehlen, basiert dabei nicht nur auf der geografischen Nähe, sondern auch auf praktischen Kriterien: Ist der Hafen für Lkw gut erreichbar? Ist die Zollabwicklung dort effizient? Liegt er innerhalb desselben rechtlichen Rahmens wie der ursprüngliche Zielort?
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Praxistest in Kooperation mit Logistikunternehmen
Das Feature wurde nach Angaben von Wakeo in enger Zusammenarbeit mit Bestandskunden entwickelt. Einer dieser Partner ist das Unternehmen Mercure International of Monaco, das in einer Pilotphase das neue System testete. Oriane Crenn, dort zuständig für Logistikoperationen, beschreibt den praktischen Nutzen der Funktion: „Gerade bei Disruptionen an großen Häfen wie Hamburg oder Antwerpen ist es entscheidend, schnell verlässliche Alternativen zu identifizieren. Nearby Alternatives hilft uns dabei, frühzeitig umzudisponieren – bevor eine Störung die gesamte Lieferkette betrifft.“
In der Pilotphase wurde das System zunächst auf bestimmte Transportrouten begrenzt getestet. Die Rückmeldungen flossen laut Wakeo direkt in die Weiterentwicklung ein – ein Prozess, der offenbar noch nicht abgeschlossen ist. Geplant ist, das Tool künftig weiter zu verfeinern, etwa durch noch genauere Prognosemodelle oder Einbindung weiterer Einflussfaktoren wie saisonaler Schwankungen.
Trend zur „intelligenten Routenplanung“
Die Einführung von „Nearby Alternatives“ ist Teil einer strategischen Weiterentwicklung der Trusted Routes-Lösung. Ziel sei es, so Wakeo, eine vollständig intelligente Empfehlungslösung für Supply-Chain-Management aufzubauen. Anstatt sich auf statische Routenpläne zu verlassen, sollen Unternehmen zunehmend dynamisch planen – auf Basis tagesaktueller Daten, Risikoeinschätzungen und Nachhaltigkeitsindikatoren.
Ob sich dieser Ansatz auf breiter Front durchsetzt, wird auch davon abhängen, wie praktikabel die Nutzung in der täglichen Logistiksteuerung ist. Kritiker solcher datenbasierter Tools bemängeln häufig, dass operative Umsetzbarkeit – etwa verfügbare Kapazitäten an alternativen Häfen oder kurzfristige Änderungen bei lokalen Behörden – oft nicht ausreichend abgebildet werden.