Zollsoftware boomt : MIC verzeichnet doppelte Nachfrage

Man könne schon seit längerer Zeit nicht mehr von „normalen Jahren“ sprechen, erklärt einer der Geschäftsführer des heimischen Anbieters für globale Zoll- und Exportkontrollsoftwarelösungen, MIC, Rainer Roll, gegenüber Dispo. Grund seien geopolitische Konflikte wie beispielsweise in der Ukraine, aber auch die seit Jahren andauernden Änderungen aufgrund des Unionszollkodex. Doch die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump „haben die ganze Situation noch verschärft“, so Roll.
„Seit Jahresbeginn haben wir bereits mehr als 4.000 Zolltarif- und Sanktionslistenänderungen – viele von denen aufgrund der Kurzfristigkeit mit erheblichem manuellen Aufwand - in unsere Softwarelösungen eingespielt“, erklärt er. „Die Anzahl der Anfragen nach unseren Softwarelösungen haben sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verdoppelt.“
Dabei wächst das Familienunternehmen aus Linz grundsätzlich stärker als der Markt für Zoll- und Exportkontrollsoftwarelösungen, der „weltweit schon seit vielen Jahren rund neun Prozent jährlich“ zulegt. MIC erziele ein jährliches organisches Wachstum von durchschnittlich 15 Prozent. Ob die US-Zollpolitik ein zusätzliches Umsatzwachstum oder lediglich eine Verschiebung der Transaktionsvolumina mit sich bringe, werde das Unternehmen allerdings erst über einen längeren Zeitraum sehen, so Roll.
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Thema „Zoll“ erhält größere Bedeutung bei internationalen Unternehmen
Die Kunden seien vorwiegend multinational agierende Produktionsbetriebe mit verteilten Lieferketten, hohen Transaktionsvolumina und hohem Automatisierungsbedarf. Konkrete Kunden sind etwa Audi, BMW, Burberry, CATL, Hilti, Infineon, L’Oreal, Magna, P&G, Red Bull, Sandoz, ZF oder Zalando, aber auch Logistikdienstleister.
Es sei zu beobachten, so Roll, dass nun bei international agierenden Unternehmen das Thema Zoll eine noch größere Bedeutung in strategischen Überlegungen habe. Grund dafür seien zukünftige Einkaufs- und Produktionsstandortentscheidungen, die Freihandelsabkommen und Zollabgabenoptimierungen berücksichtigen. „Den Unternehmen wird bewusst, wie schnell sich der Status quo ändern kann und dass sie sich gezielt auf derartige Situationen, wie wir sie jetzt vorfinden, vorbereiten müssen. Dabei unterstützen MIC-Softwarelösungen immer häufiger bei Szenario-Planungen“, erklärt MIC-CCO Roll.

Künstliche Intelligenz bei Zollsoftware
Auch im Bereich Zoll- und Exportkontrolle hat sich Künstliche Intelligenz bewährt, damit man steigende Transaktionsvolumina, beispielsweise im eCommerce, kosteneffizienter und somit wettbewerbsfähiger abwickeln könne. So seien KI-assistierte Zolltarifierung oder das KI-unterstützte Scanning von Handelsdokumenten bereits Voraussetzung bei innovativen Zollsoftwarelösungen, erklärt der COO gegenüber Dispo.
Seit 2020 setzt MIC ein eigenes Data Science Team ein, das unter anderem von AbsolventInnen des JKU Masterstudiums „Artificial Intelligence“ permanent ausgebaut wird. Dieses Team arbeite intensiv an der Identifizierung und Umsetzung von Anwendungsfällen unter Einsatz von KI im Bereich Zoll- und Exportkontrollsoftwarelösungen.
Insgesamt beschäftigt MIC mit Headquarter in Linz etwa 560 Mitarbeiter aus 45 Nationen. Den Fachkräftebedarf deckt MIC unter anderem durch eine enge Zusammenarbeit mit Bildungseinrichtungen, „modernen Recruiting Methoden wie etwa Re-Location Hiring“ oder auch mit der Rot-Weiss-Rot Karte ab.
Das Familienunternehmen hat im letzten Geschäftsjahr über 70 Millionen Euro erwirtschaftet und ist neben österreichischen Standorten in Linz, Wien und Salzburg auch in Belgien, Deutschland, Schweiz, USA, Mexiko, Thailand sowie Indien vertreten.