Hafenbetreiber HHLA : "Zölle sind Gift für die Wirtschaft"

Der Hamburger Hafenlogistiker HHLA zeigt sich angesichts der aktuellen US-Zollpolitik noch unbeeindruckt, mahnt jedoch zu aktiven Gesprächen mit der US-Regierung. „Zölle sind wirklich Gift für die Wirtschaft“, betonte Vorstandschefin Angela Titzrath am Mittwoch bei der Bilanzpressekonferenz. Sie forderte die deutsche Politik auf, die Verhandlungstaktik von US-Präsident Donald Trump als „Dealmaker“ ernst zu nehmen und eigene Positionen offensiv zu vertreten. „Auch Poltern ist eine Einladung zum Gespräch“, so Titzrath mit diplomatischer Distanz.
Infrastruktur unter Druck
Kritisch äußerte sich Titzrath auch zur Lage der deutschen Hafeninfrastruktur. Man fahre „seit langem auf Verschleiß“, sagte sie. Ohne umfassende Modernisierung seien die Häfen nicht nur im internationalen Wettbewerb gefährdet, sondern auch im militärischen Ernstfall nicht ausreichend gerüstet.
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HHLA als Seismograph des Welthandels
Als zentraler Betreiber des größten deutschen Seehafens sieht sich die HHLA als Frühindikator für Entwicklungen im globalen Handel. Zwar spüre der Konzern bislang keine direkten Auswirkungen der US-Zölle, allerdings sei das auch dem aktuellen Schwebezustand geschuldet. Bereits die Ankündigung von Zöllen habe jedoch 2024 zu einem erhöhten Lageraufbau geführt. In Hamburg stagnierte deshalb das Umschlagsvolumen, während die Verbindungen in die USA deutlich zulegten.
Konflikte mit Folgen: Rotes Meer und Ukraine
Die Lage im Roten Meer wirkt sich laut HHLA sowohl negativ als auch positiv aus. Wegen der Umleitungen rund um den Suezkanal infolge der Houthi-Angriffe kam es zu Lieferverzögerungen – und längeren Containerverweilzeiten im Hafen. Das spülte zusätzliches Lagergeld in die Kassen: 112 Millionen Euro im Jahr 2024, nach 75 Millionen im Vorjahr. 2022, im Jahr nach der Pandemie, waren es sogar 193 Millionen Euro gewesen. Am Terminal im italienischen Triest zeigten sich hingegen die Schattenseiten der Umleitungen – der Standort wurde weniger häufig angefahren.
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Auch der Terminal in Odessa, Ukraine, bleibt ein Krisenherd. Nachdem der Betrieb über das Schwarze Meer im dritten Quartal 2024 wieder aufgenommen werden konnte, kam es dort kürzlich zu einem Angriff, bei dem zwei Personen verletzt wurden, wie Titzrath berichtete.
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Wachstum trotz Konjunkturflaute
Trotz der schwachen Konjunktur in Deutschland konnte die HHLA im Jahr 2024 sowohl Umsatz als auch Gewinn steigern. Als Wachstumstreiber erwies sich dabei das Intermodal-Geschäft – also der kombinierte Transport zwischen Hafen und Hinterland auf Straße und Schiene. Für 2025 plant das Unternehmen, diesen Bereich weiter auszubauen und zugleich die Automatisierung der Terminals voranzutreiben.
Neben dem Kerngeschäft betreibt die HHLA auch eine Immobiliensparte in der Hamburger Speicherstadt und am Fischmarkt. 2024 stieg zudem die weltgrößte Reederei MSC beim Teilkonzern Hafenlogistik ein. Die Stadt Hamburg bleibt Mehrheitseignerin – gemeinsam halten die beiden Großaktionäre nun 94 Prozent der Anteile. Ein möglicher Börsenrückzug war während der Verhandlungen im Gespräch, ist bislang jedoch nicht umgesetzt worden.
Die HHLA feiert in diesem Jahr ihr 140-jähriges Bestehen.