US-Zölle : Zolldynamik im Einkauf: Sechs Hebel für resilientere Lieferketten

Internationale Handelskonflikte sorgen weiterhin für erhebliche Unsicherheit in globalen Lieferketten. Zuletzt kündigte die US-Regierung pauschale Zölle auf EU-Waren an – setzte diese jedoch wenige Tage später für 90 Tage aus. Ein befristetes Moratorium mit Ausnahmen, das bis zum 8. Juli gilt. Parallel reagierte die EU mit Gegenzöllen auf ausgewählte US-Produkte. Für Beschaffungsverantwortliche bedeutet das: Planbarkeit und Stabilität geraten massiv unter Druck.
Insbesondere die Breite der betroffenen Warengruppen und die häufigen Änderungen bei Regularien stellen etablierte Beschaffungs- und Liefermodelle infrage. Langfristige Verträge verlieren an Aussagekraft, Mehrfachverzollungen und Wechselkursrisiken wirken sich unmittelbar auf die Total Cost of Ownership aus. Auch indirekt betroffene Lieferketten – etwa durch europäische Zwischenverarbeitung chinesischer Komponenten – stehen zunehmend im Fokus.
Wie kann die strategische Beschaffung in dieser Gemengelage robust und zukunftssicher aufgestellt werden? Sechs erprobte Handlungsansätze bieten Orientierung.
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Sechs Punkte für resiliente Lieferketten
1. Sourcing-Risiken gezielt streuen
Monostrategien sind in dynamischen Märkten kaum noch tragfähig. Wer sich unabhängig von geopolitisch exponierten Bezugsquellen machen will, braucht eine regional diversifizierte Lieferantenbasis – idealerweise innerhalb zollfreier Handelsräume wie der EU. Entscheidend: eine belastbare Ursprungsprüfung zur gezielten Zolloptimierung.
2. TCO-Transparenz schaffen
Zölle und Währungsrisiken beeinflussen Einkaufsentscheidungen zunehmend. Eine differenzierte TCO-Bewertung je Produktgruppe hilft, reale Kostenfaktoren wie Zollstaffelungen oder Lieferbedingungen sichtbar zu machen – und fundierte Entscheidungen zur Reallokation von Einkaufsvolumina zu treffen.
3. Vertragswerke anpassen
Lieferverträge sollten Flexibilität ermöglichen: Zollklauseln und klar definierte Verantwortlichkeiten in der Abwicklung helfen, unvorhersehbare Belastungen abzufedern. Wer aktiv verhandelt, reduziert pauschale Risikozuschläge durch Lieferanten.
4. Wertschöpfung EU-intern optimieren
Die strategische Verlagerung von Fertigungs- oder Montageprozessen innerhalb Europas kann Zollbelastungen reduzieren und Wettbewerbsvorteile sichern – insbesondere gegenüber stark fragmentierten globalen Lieferketten. Eine Kombination aus Standortverlagerung und Lieferantendiversifizierung verspricht maximale Resilienz.
5. Digitalisierung nutzen
Moderne SCM-Tools liefern in Echtzeit Einblicke in Materialflüsse, Lagerbestände, Transportkosten und regulatorische Anforderungen. Die Integration spezialisierter Lösungen wie etwa von TrueCommerce in bestehende ERP-Systeme erleichtert die automatisierte Zollabwicklung und sorgt für Compliance im internationalen Handel.
6. Proaktives Zoll-Monitoring etablieren
Globale Zollpolitiken verändern sich mit hoher Geschwindigkeit. Ein strukturiertes, länderübergreifendes Monitoring schafft die nötige Datengrundlage, um auf regulatorische Entwicklungen schnell zu reagieren – und verhindert, dass Risiken zu spät erkannt werden.
