Verpackung : Neue Ideen für grüne Verpackungen

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Der Verpackungsmüll steigt - wie auch die Zahlen an Onlinekäufen - stetig. So ist laut Statista das Aufkommen von Verpackungsabfällen in Österreich von 2011 von etwa 1,2 Millionen auf 2018 rund 1,41 Millionen Tonnen gewachsen. In Deutschland fielen 2019 18,91 Millionen Tonnen Verpackungsmüll an.

Um in diesem Bereich Ressourcen zu sparen, hat etwa die heimische Post in einem Pilotversuch wiederverwendbare Verpackungen getestet - erfolgreich, wie es scheint, denn die Post wird die „Grüne Verpackung“ ab dem Frühjahr 2023 als reguläres Service allen Versandunternehmen anbieten.

„Wir haben die ‚Grüne Verpackung‘ ein halbes Jahr intensiv getestet. Die eingesetzten Verpackungen überstehen mehrere Versandzyklen und werden von den Besteller*innen zurückgeschickt", erklärt Post-Paketchef Peter Umundum, Vorstandsdirektor für Paket & Logistik, Österreichische Post AG.

Der Pilottest wurde mit einer Carbon Footprint Analyse der FH Oberösterreich überwacht. Hierbei wurde die Klimaauswirkung einer Verpackung während des gesamten Lebenszyklus berechnet, darunter fallen auch die Herstellung der Verpackung, die Anlieferung sowie der Energieverbrauch bei der Annahme, Sortierung und Zustellung durch die Post.

© Österreichische Post

Nicht alle Verpackungen bringen denselben Nutzen

Neben dem Carbon Footprint war es auch wichtig, weitere Aspekte zu untersuchen. So haben zwar alle Verpackungen den Pilottest gut überstanden, die Langlebigkeit ist aber nicht immer ausschlaggebend. In der Praxis werden pro Verpackung zehn bis 20 Versandzyklen als realistisch angenommen, hießt es von der Post. Verpackungen, die bis zu 100 Mal verschickt werden können, gehen aufgrund der Rückgabequote vor Erreichen dieser Marke verloren. Dadurch kann die Langlebigkeit nicht optimal genutzt werden. Verpackungen sollten daher günstig und funktional statt teuer und besonders langlebig sein.

So erreichten etwa RE-ZIP Taschen in der Praxis die höchste Zyklenanzahl. Sie seien günstig, funktional und sorgen aufgrund ihrer Beschaffenheit – Holzfaser – rasch für eine positive Ökobilanz, so Post-Sprecher Markus Leitgeb auf Dispo-Anfrage. Diese Art der Verpackungen sehe die Post daher auch als richtungsweisend für die Zukunft. Hingegen ist jene Tasche mit der höchsten Rücksendequote - die Packoorang-Tasche, die vor allem für Kleidung verwendet wurde - am wenigsten Ökologisch, weil sie sehr aufwendig in der Herstellung sei und den Break-Even zur Emissionseinsparung erst sehr spät erreiche.

Verpackungen aus recyceltem PET sind zwar auf bis zu 100 Versandzyklen ausgelegt, dadurch aber eben auch in der Herstellung deutlich aufwendiger. Da sie in der Praxis außerdem vor dem Ende ihrer Haltbarkeit verloren gehen, verschlechtert sich ihre Ökobilanz dadurch zusätzlich.

Damit sind etwa kleine Verpackungen mit wenig bis keinem Füllmaterial für viele Produktkategorien geeignet. Die Rückgabe über Briefkästen, Post-Geschäftsstellen oder SB-Zonen der Post samt Rücktransport zu den Handelsunternehmen habe reibungslos funktioniert. Die Rücksendequoten seien dabei je nach Verpackungsoptionen sehr unterschiedlich, heißt es auf Dispo-Anfrage.

Die Akzeptanz der Empfänger ist grundsätzlich gegeben, die Bereitschaft zur Rückgabe von Verpackungen sei aber stark abhängig von den angebotenen Rückgabemöglichkeiten. Besonders beliebt ist etwa die Rückgabe per Briefkasten oder in Postfilialen. Mehr als die Hälfte der Teilnehmenden bevorzugte die Rückgabe über denZusteller oder SB-Zonen der Post.

Um die Motivation zur Rückgabe der Verpackung zu erhöhen, seien Opt-in-Lösungen oder ein Pfandsystem notwendig, heißt es von der Post. Etwa 85 Prozent der befragten Besteller*innen wären bereit, für eine Verpackung im Schnitt vier Euro Pfand zu hinterlegen.

Otto setzt auf biologisch abbaubares Versandmaterial

Der Onlineshop Otto wiederum startet gerade erst einen Pilotversuch gemeinsam mit dem Start-up traceless. Die neue Versandverpackung besteht aus Graspapier und einem biobasierten Plastikersatz, der aus Pflanzenabfall hergestellt wird und innerhalb von zwei Wochen vollständig abgebaut ist.

Im Vergleich zu Kartons falle weniger Müll an, außerdem könnten die Paketdienste pro Fahrzeug mehr Sendungen mitnehmen – das senkt die Transportemissionen, heißt es von Otto. Die Anforderungen an Versandtüten sind hoch: So muss etwa gewährleistet sein, dass sie komplett blickdicht, wasserbeständig und reißfest sind. Nach zahlreichen internen Teses soll nun in einem Praxistest die Alltagstauglichkeit der ersten traceless-Tüten unter realen Versandbedingungen erprobt werden.

"Durch das Material unterscheiden sich die Tüten optisch sehr von unseren bisherigen: sie glänzen stark und die Graspapier-Textur ist deutlich zu erkennen. Die Kund*innen wissen im Vorfeld natürlich nicht, dass sie eine traceless-Tüte zugesandt bekommen. Wir wollen auf den Überraschungseffekt setzen, um ehrliches Feedback zu erhalten", sagt Karla Jabben, Verpackungsexpertin im OTTO-Nachhaltigkeitsteam.

"Traceless muss verschiedene Funktionen erfüllen, um zukünftig eingesetzt werden zu können. Wir wollen vorrangig herausfinden, ob der Versand mit der Tüte funktioniert, also ob die Verpackung den Artikel schützt. Außerdem sollte sich möglichst wenig Luft in der Tüte befinden, damit der verfügbare Stauraum beim Transport bestmöglich genutzt werden kann. Weitere Punkte sind die Förderfähigkeit auf den technischen Anlagen und wenn sie dann heil bei den Kund*innen angekommen ist, ob sie sich leicht öffnen, und im Falle einer Retoure, natürlich auch wieder verschließen lässt. Wichtig ist für uns auch zu wissen, ob die Kund*innen die Besonderheit des Materials verstehen", erklärt Jabben den Ablauf.

Neue Versandtüte von Otto mit Graspapier und einem biobasierten Plastikersatz
© Otto