E-Commerce-Plattform Temu : So funktioniert die Logistik von Temu
Temu ist ein Tochterunternehmen des chinesischen E-Commerce-Riesen Pinduoduo, hat ihren Sitz aber in den USA. Die Online-Plattform verkauft Waren zu Großhandelspreisen und ähnelt etwa der Online-Shopping-App Wish: Temu verkauft die Produkte nicht direkt von der Plattform selbst, sondern über externe Händler. Damit spart sich das Unternehmen Betriebskosten und minimiert die eigenen finanziellen Risiken.
Temu nimmt nun vor allem Europa ins Visier
Verkaufen bisher kleinere oder mittelständische Hersteller aus China auf der Plattform direkt an die Endkunden, will Temu laut Shirley Wang nun auch verstärkt europäische Anbieter integrieren. "Temu konzentriert sich derzeit hauptsächlich auf Europa und investiert hier auch die größten Beträge", so Wang am VNL Logistik Tag in Linz.
Die Marktdurchdringung in den USA in Sachen E-Commerce liege derzeit hinter der in Asien zurück und wird in den kommenden Jahren voraussichtlich schnell wachsen, so Wang. Ähnlich wie in den USA sei sie auch in Europa derzeit bescheiden, was auf ungenutztes Wachstumspotenzial hindeutet, erklärte die Managerin.
Der jährliche Bruttowarenwert (Gross Merchandise Volume GMV) von Temu übersteigt den Wert von 350 Milliarden Dollar, so Wang, über eine Million Lieferanten wurden bisher integriert.
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Das ist die Logistikstrategie von Temu
Temu liefert - vor allem aus China - direkt zum Endverbraucher des jeweiligen Landes. Dabei ist Temu für 40 Prozent des gesamten Paketverkehrs in Festland China verantwortlich - hat dabei aber keine eigene Läger. Dabei arbeitet Temu hauptsächlich auf Konsignationsbasis. Das bedeutet, dass Hersteller ihre Waren in großen Mengen an Temus Bearbeitungszentren in China senden, Temu die nächsten Schritte übernimmt, aber keinerlei Produkte einlagert.
"Der grenzüberschreitende Ansatz von Temu verbindet seine Plattform direkt mit der Produktionsquelle und arbeitet ohne Lagerbestand, was ihn von anderen Marken unterscheidet, die einen Lagerbestand von 30 Prozent oder mehr haben", erklärte Wang. Das führe zu geringeren Kosten und damit zu günstigeren Preisen. Amazon habe den Preisvergleich mit Temu bereits eingestellt, so Wang.
Temu bietet sich dabei als "One Stop Shop" an und übernimmt alle verbraucherorientierten Dienstleistungen wie Fulfillment, Kundenservice, Kundendienst und Zahlung. Dabei will sich Temu vom großen Konkurrenten Amazon sowohl durch die Lagerstrategie, als unter anderem auch über die Rückgaberegelung abheben: Temu bietet 90 Tage, Amazon 30 Tage Rückgaberecht.
In Sachen Fulfillment geht Temu nun einen anderen Weg als bisher. Aktuell konzentriert sich Temu auf Kooperationen wie etwa mit DHL in Europa oder der Österreichischen Post direkt für Österreich. Wie viel mehr Volumen die Partnerschaft mit Temu konkret ausmacht, gibt die Post nicht bekannt. Man verzeichnete allerdings im ersten Quartal 2024 ein Plus von 15 Prozent bei den Paketmengen - ein mittlerer einstelliger Prozentbereich dieses Wachstums gehe auf Paketmengen aus Asien zurück, heißt es auf Dispo-Anfrage.
Bisher hat die Plattform auf "Dedicated Line Shipments" - Standspuren oder Standleitungen - gesetzt, also vordefinierte Strecken, die ein Spediteur regelmäßig ausschließlich für Temu bedient.
Insgesamt ist nicht die Geschwindigkeit - also die Lieferzeit, die bei zehn und zwölf Tagen für die USA und Europa liegt - die erste Priorität bei Temu, erklärt die Managerin. Kostenloser Versand, versprochene Lieferzeit und zuverlässiges und sicheres Fulfillment seien wichtiger. "Auf dem chinesischen Festland sind wir für 40 Prozent des Paketvolumens verantwortlich, ohne über eine eigene Logistik zu verfügen; und wir planen, dasselbe für Temu in Übersee zu tun, um unsere Partner zu stärken", so Wang.
Um die Lieferzeiten insgesamt zu verkürzen, hat Temu Partnerschaften mit Logistikunternehmen wie WINIT und Easy Export geschlossen und Lager in den USA eingerichtet. In diesen Lagern befinden sich die Bestände der Lieferanten, sodass die Kunden schneller beliefert werden können. Diese Strategie unterstützt das Null-Inventar-Modell von Temu, da die Bestände bis zum Verkauf Eigentum der Verkäufer bleiben.