Loklöwen bildet Lokführer aus und stellt sie an. Seid ihr damit ein typischer Arbeitskräfteüberlasser?
Unser Unternehmen kümmert sich in der Tat zu einem großen Teil um Personalbeschaffung, generell beraten wir aber auch bei allen Personalfragen. Wir sehen uns also nicht nur als Arbeitnehmerüberlassung, denn davon gibt es sehr viele in Deutschland. Als wir 2019 mit Loklöwen losgelegt haben, sind wir zunächst mit fünf Lokführern gestartet und haben dann erst einmal einen Kunden gesucht, der wirklich zu uns passt. Jetzt sind wir fünfeinhalb Jahre alt und haben uns seit der Gründung jedes Jahr verdoppelt.
Im Moment beschäftigen wir 100 Mitarbeiter und haben circa 50 Schüler, die gerade unsere Akademie durchlaufen, um Lokführer, Wagenmeister oder Disponent zu werden. Das sucht in Deutschland schon seinesgleichen. Der große Platzhirsch MEV hat – glaube ich – eine Personalstärke von 500 bis 700 Mitarbeitern. Für Platz 1 reicht es für uns also noch nicht, aber danach kommt auch wenig – die meisten Anbieter liegen bei etwa 30 Lokführern.
Warum gibt es so wenige Lokführer bzw. einen so großen Mangel in diesem Bereich?
Zum Ersten liegt es daran, was politisch und geografisch gerade passiert. Wir haben meiner Beobachtung nach den größten Fachkräftemangel, den es jemals gab. Deshalb können sich Arbeitskräfte heute mehr denn je aussuchen, was sie machen wollen. Wenn man beispielsweise früher im Solarium gearbeitet hat und in einen Bürojob wechseln wollte, war das nahezu utopisch. Das ist heute nicht mehr so. Unternehmen müssen quasi um die Ressource Mensch kämpfen.
Der zweite Faktor ist: Die Ausbildung zum Lokführer ist eine sehr schwierige, die nicht jeder schafft. Es ist nicht so wie beim Führerschein fürs Auto – hier hat die Politik ein Interesse, dass man den besteht, damit Autos verkauft werden. Bei der Eisenbahn ist es nicht so. Man kauft ja keine Lokomotive, wenn man Lokführer wird. Entsprechend haben Sicherheitsbehörden sehr große Auflagen. Die Ausbildung dauert zwölf Monate, was Disziplin erfordert, um durchzuhalten – und man muss mitunter auch das Lernen erst wieder lernen.
Dann gibt es noch einen dritten Punkt: Ich selber bin gelernter Speditionskaufmann und habe in der Ausbildung die Bereiche Straße, Seeschifffahrt und Luft abgedeckt. In meiner Prüfung, die ich nach drei Jahren absolviert habe, war der Eisenbahn-Teil jedoch komplett gestrichen, weil er einfach nicht relevant war. Viele haben daher vielleicht als Kind den Traum, Lokführer zu werden – wissen aber gar nicht, wie sie dieses Vorhaben auch tatsächlich umsetzen können. Es gab und gibt quasi keine Werbung für diesen wichtigen Beruf.