Transportlogistik : „Der große Trend ist, die Daten immer noch mehr zu vernetzen“

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Vor welchen Herausforderungen stehen Flottenbetreiber derzeit?

Wolfgang Schmid Es gibt ein paar spezielle Herausforderungen, die wir vor einigen Jahren noch eher weniger hatten, die Mobilität hat sich stark gewandelt. In den letzten zehn, 15 Jahren war das Thema Produktivitätssteigerung ein sehr großes: Wie schaffe ich es, die vorhandenen Ressourcen so einzusetzen, dass ich möglichst viel Leistung erreichen kann? Das wandelt sich im Augenblick ein bisschen. Es geht weiterhin stark in Richtung Digitalisierung, und das ist genau das, was wir als Webfleet anbieten können. Wir sind dazu da, um Informationen zu liefern - und zwar bewusst sowohl für das Unternehmen als auch für den Fahrer. Wir sind der Meinung, dass beide Seiten bessere Entscheidungen aufgrund besserer Daten treffen können. Auch der Fokus auf das Thema Nachhaltigkeit ist stark gewachsen und bringt viele neue Herausforderungen, die man mit Daten adressieren kann. Weitere Anforderungen betreffen die Compliance und die Sicherheit.

Auch der Fahrermangel ist ein sehr großes Problem in der Logistik. Hat Webfleet darauf eine Antwort?

Wolfgang Schmid Wir können auf schöne Beispiele verweisen, wo Speditionen diese Nachhaltigkeit tatsächlich für die Fahrer so weit umsetzen können, dass sie Wartelisten haben, während andere keine Fahrer finden. Ich hatte auch den Wandel der Mobilität angesprochen. Da geht es auch viel darum, wie ich gegebenenfalls einen nicht mehr vorhandenen Schwerlastwagenfahrer durch zwei, drei kleinere Autos ersetzen kann. Was aber auch nicht vergessen werden darf: Ein Fahrer hat typischerweise diesen Beruf gewählt, weil er fahren möchte – und nicht ausfüllen oder organisieren. Da kann man sich stark mit Digitalisierung helfen. Das geht etwa bei der Abfahrtskontrolle los, zum Beispiel bei der Kontrolle des Reifendrucks. Oder auch beim Ausfüllen des Frachtbriefs. Wenn das ein System tun kann und ich nur einen Knopf drücken muss, hilft das auch gegen den Fahrermangel – einfach weil unliebsame Tätigkeiten minimiert werden und die reine Fahrzeit erhöht wird. Und was natürlich auch ein Thema ist: Je besser wir die Fahrzeuge disponieren, je besser wir sie im Stau und Ähnlichem unterstützen, desto weniger Wartezeit entsteht, und die Fahrer können vielleicht etwas früher Feierabend machen. Es ist mittlerweile ein Muss, Anreize zu schaffen, dass die besten Fahrer bei Ihnen arbeiten wollen.

Ich würde gerne zum Thema Elektromobilität kommen. Viele Fuhrparks werden sukzessive auf Elektromobilität umgestellt. Warum ist denn Webfleet beim Thema Elektromobilität so stark präsent?

Wolfgang Schmid
Wie schon erwähnt, geht es bei uns immer um Daten, und im Bereich Elektromobilität haben wir jetzt noch mehr Daten. Insbesondere fehlen auf der Anwenderseite oftmals Erfahrungswerte, um Elektrofahrzeuge richtig einsetzen zu können. Es geht darum, die Daten zu vernetzen, um Mehrwert zu generieren. Um den Ladezustand zu sehen, kann ich zum Auto hinlaufen und nachsehen; wenn ich eine größere Flotte habe wäre es gut, alle relevanten Informationen zusammengefasst über den Rechner zu sehen. Wir können dabei in drei Bereichen unterstützen. Zum einen bei der Umstellung. Das heißt, wir haben Daten, um ausrechnen zu können, welches Fahrzeug elektrifiziert werden kann und welches vielleicht nicht. Der nächste Schritt nach der Umstellung ist, jene Daten zu liefern, die helfen, die mit dem Betrieb einer Elektro- oder Mischflotte steigenden Anforderungen effizient und möglichst gewinnbringend zu bewältigen. Und der dritte Bereich ist die Werterhaltung, wo es hauptsächlich um die Batteriegesundheit geht.

Was ist Ihre Vision der Zukunft in der Transportlogistik? Wo kann es hingehen oder wo soll es hingehen?

Wolfgang Schmid
Ich glaube was sich deutlich abzeichnet, sind Tendenzen, dass ich nicht mehr mit jedem Fahrzeug überall hinfahren kann. Der Wandel in der Mobilität wird von mehreren Seiten betrieben. Wir haben den Fahrermangel angesprochen, das heißt, sie werden Teile des Verkehrs umstellen müssen. Ab spätestens nächstes Jahr, glaube ich, sind wir auch mit den Lkw so weit, dass auch Fernverkehr mit alternativen Energien möglich ist. Auch Shared Mobility wird mit Sicherheit noch mehr kommen. Auch das ist wieder ein Thema, wo man wunderschön mit Daten unterstützen kann. Ich glaube der große Trend, der über allem liegt, ist, die Daten immer noch mehr zu vernetzen. Und in dem Bereich kommt natürlich auch Künstliche Intelligenz ins Spiel, wo es darum geht, dass die Datenmenge so groß ist, dass sie ein einzelner Mensch nicht mehr überblicken kann, die KI aber gewisse Vorschläge bringen kann, die wieder der Menschenverstand bzw. die Erfahrung bewertet. Das sind so die Trends, die man im Augenblick absehen kann.

Video-Telematik ist in einigen Ländern erlaubt, in Österreich allerdings verboten. Wie sehen Sie hier die Zukunft? Wird sich hier auch in Österreich etwas bewegen?

Wolfgang Schmid
Ich glaube ja, ich bin mir eigentlich sogar sicher, wenn ich mir andere europäische Märkte anschaue. In Amerika oder England gibt es einen anderen Ansatz, dort geht es stark in Richtung Risikomanagement. Wir haben über den Zusammenschluss von KI, Kamera und Übermittlung die Möglichkeit, den Datenschutz einzuhalten und sozusagen eventbezogen entsprechende Daten zu erheben – das ist ein großer Unterschied, als permanent eine Dashcam aktiviert zu haben. Zusätzlich habe ich die Möglichkeit, Fahrer gezielt zu schulen – und zwar bevor etwas passiert. Der Fahrer hat den positiven Effekt, den Nachweis erbringen zu können, falls ein Unfall passiert ist. Wir haben in einer Untersuchung festgestellt, dass um die 60 Prozent der Fuhrparkunternehmer sagen, dass sie mit Schäden konfrontiert werden, wo sie zumindest annehmen, dass ihre Fahrer keine Schuld tragen. Wichtig finde ich allerdings, dass wir eben durch Daten oftmals schon im Vorfeld Unfälle vermeiden können, weil wir die Fahrer gezielt schulen können, anstatt dass nach einem Zwischenfall Probefahrten mit Trainern gemacht werden, wo kein Fahrer so fährt, wie er sonst auf der Straße fährt. Ich glaube, dass wir dadurch viel Schaden abwenden können.

Wolfgang Schmid ist Head of Central Region bei Webfleet. Er sprach im neuen Dispo-Podcast ausführlicher über das Thema Telematik, Daten und die Zukunft der Mobilität.

Webfleet-Manager Wolfgang Schmid
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