Containerschiffe : Die Nachfrage nach neuen Containerschiffen ist enorm
Wenn schon Einzelhändler wie Lidl eigene Containerschiffe kaufen, um auf die Verwerfungen auf den internationalen Frachtmärkten zu reagieren, merkt man, welche Auswirkungen die Engpässe im globalen Containerverkehr auf See haben. Infolge der Verwerfungen auf den Frachtmärkten habe Lidl vergangenes Jahr zunächst versucht, eine Beteiligung an einem Reeder zu ergattern, berichtete die Lebensmittel-Zeitung. Nun kauft die Lidl-Mutter, die Schwarz-Gruppe, mehrere Containerschiffe, die unter der Marke "Tailwind Shipping Lines" operieren werden.
Grundsätzlich sind die Auftragsbüchern der Werften weltweit auf ein 14-Jahres-Hoch angewachsen. Im Oktober 2020 hatte der Auftragsbestand mit einer Kapazität knapp unter 2 Millionen Standardcontainern (TEU) einen Tiefstand nach der Finanzkrise erreicht, wie der internationale Reederverband Bimco berichtete.
Lesen Sie auch: Diese 10 Länder besitzen die meisten Schiffe >>
In den achtzehn Monaten seither hätten die Linienreedereien Rekordgewinne erzielt, die zu einem großen Teil in Neubauaufträge geflossen seien. In dieser Zeit seien die Auftragsbücher für Containerschiffe um 6 Millionen TEU erweitert worden, sagte Bimco-Analyst Niels Rasmussen: "Damit hat der Auftragsbestand zum ersten Mal seit Ende 2008 die Marke von 6,5 Millionen TEU überschritten."
In der globalen Containerschifffahrt sind laut Branchendienst Alphaliner derzeit Schiffe mit einer Kapazität von 25,5 Millionen TEU unterwegs. Mehr als 80 Prozent davon entfallen auf die Top 10 der Branche. "Zusätzlich zu den Auslieferungen von Neubauten müssen wir davon ausgehen, dass sich die Überlastungsprobleme in der Welt allmählich lösen werden", sagte Rasmussen. Dadurch könnten zusätzlich bis zu zwei Millionen TEU an effektivem Angebot freigesetzt werden.
Lesen Sie auch: Das ist das erste vollständig emissionsfreie Containerschiff der Welt >>
Ob damit die Transportkapazitäten auf den Ozeanen in gleichem Maß steigen, ist aber fraglich. Denn angesichts wachsender Vorgaben bei der Energieeffizienz kämen Reedereien nicht umhin, Schiffe zu verschrotten. Für andere müssten die Reeder die Fahrgeschwindigkeit drosseln, was auch die Verfügbarkeit von Transportkapazität mindert.
Die Coronapandemie hat die Abläufe im globalen Containerverkehr stark durcheinandergebracht, und die Konjunkturerholung nach der Corona-Rezession sorgt zusätzlich für hohe Nachfrage nach Transportleistungen. All dies führt dazu, dass die Reeder längst nicht alle Aufträge abwickeln können - mit entsprechendem Druck auf die Preise für Transporte, die Frachtraten, die wiederum die Abnehmer und Waren und damit die Verbraucher belasten.