Luftfracht : Flughafen Wien hat ehrgeizige Pläne für das Luftfracht-Geschäft

Luftfracht Air Cargo
© Fotolia

Julian Jäger, Vorstand der Flughafen Wien AG hat kürzlich bei der deutschen Interessensvertretung für den Luftfrachtverkehr, dem Aircargo Club Deutschland, ehrgeizige Pläne für den Flughafen Wien als Luftfracht-Drehkreuz verkündet.

In den letzten Jahren habe man viel investiert, so Jäger. Man habe auch vor allem die Coronapandemie genutzt, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verstärkt weiter zu qualifizieren. "So ist es uns möglich, sie abteilungsübergreifend einzusetzen und dort für Abhilfe zu schaffen, wo das Arbeitsaufkommen sehr hoch ist. Diese Cross-Qualifikationen haben uns nicht nur während der Pandemie geholfen, um unseren Standort voll funktionsfähig zu erhalten, sondern uns jetzt auch gut durch den schwierigen Sommer gebracht.“

Lesen Sie auch: EU hat neue Regeln für Air-Cargo-Lieferungen

Die geografische Lage helfe dem Airport auch bei der Rekrutierung von Fachkräften, so Jäger. 23 Länder können durch das dichte Road-Feeder-Service-Netz innerhalb von eineinhalb Tagen erreicht werden.

Auch in die Infrastruktur habe man viel investiert. Neben der Eröffnung des Vienna Pharma Handling Centers wurde das Air Cargo Center sowie das Speditionsgebäude um 1.300 m² bzw. 1.200 m² erweitert und eine neue Kategorie F Position direkt vor dem Warehouse geschaffen.

300.000 Tonnen Luftfracht als Ziel

In den ersten sieben Monaten 2022 liege die Tonnage mit 145.339 Tonnen acht Prozent unter dem Vorkrisenjahr 2019 und leicht unter dem Vorjahr (-0,8 Prozent). Insbesondere im Bereich Belly-Cargo verzeichne der Airport trotz Verzögerungen bei der Wiederaufnahme der Langstreckenverbindungen ein starkes Wachstum von 67 Prozent. Im Gegensatz waren der Nur-Fracht-Verkehr (-16 Prozent) und das Trucking Aufkommen (-6 Prozent) leicht rückläufig. Laut ACI-Ranking im ersten Halbjahr 2022 belegt der Flughafen Wien damit den 20. Platz der größten Frachtflughäfen in Europa.

>> Sehen Sie hier eine Reihung der größten Frachtflughäfen weltweit <<


In den nächsten zehn Jahren soll das Luftfrachtaufkommen bei etwa 300.000 Tonnen im Jahr liegen. Dabei soll auch die Digitalisierung helfen, so Jäger. Mit 150 Mitarbeitern im internen IT-Team sehe er den Flughafen Wien gut aufgestellt.

Amazons ehrgeizige Pläne in der Luftfracht

Noch im März hat Dispo den Erfolg von Amazon Air beschrieben, was die vergangenen sechs Monate betraf. Nun, ebenfalls in der Rückschau, hat sich das Wachstum der Flotte und des Netzwerks von Amazon Air in den letzten sechs Monaten deutlich verlangsamt.

Im Sommer etwa hat Fedex Flugfrequenzen reduziert und vorübergehend Flugzeuge geparkt, während Amazon Air seinen Flugbetrieb beibehalten hat - trotz sinkendem Frachtgeschäfts. Nach Angaben des Chaddick Institute for Metropolitan Development, das die Entwicklung des Amazon-Frachter-Ablegers verfolgt hat, stieg die Flugaktivität zwischen März und September nur um 3,8 Prozent, das ist im Gegensatz zu den 14,3 %, die zwischen Oktober und März letzten Jahres verzeichnet wurden, ein herber Rückgang.

"Amazon hat den Fuß vom Gaspedal genommen", kommentierte Joseph Schwieterman, Professor für Management des öffentlichen Dienstes und Direktor des Chaddick Institute. So hat das Unternehmen etwa Lagerprojekte gestrichen und einige Einrichtungen geschlossen, im Juli hat es seine Pläne für ein 432 Millionen Dollar teures Luftdrehkreuz am internationalen Flughafen Newark Liberty aufgegeben.

Gleichzeitig gibt es neue Flüge in den USA, die laut Chadwick Institute Lücken in der Marktabdeckung schließen sollen. Nun leben 73 Prozent der US-Bevölkerung im Umkreis von 100 Meilen um einen von Amazon Air angeflogenen Flughafen leben.