Frachtmarkt : Gewinner und Verlierer am Frachtmarkt

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Zu Anfang der Corona-Pandemie, wo niemand wusste, wie es weitergeht, haben Reedereien weltweit ihre Kapazitäten zurückgefahren – eingekauft wurde trotzdem, und zwar mehr als weniger. Dies hatte knappe Kapazitäten und damit auch höhere Frachtpreise zur Folge. Das hat die Kassen der global agierenden Containerreedereien massiv gefüllt.

Der französische Reedereiriese CMA CGM etwa, der noch vor einigen Jahren mit hohen Verlusten zu kämpfen hatte, schloss das abgelaufene Geschäftsjahr mit einem Nettogewinn von 17,9 Milliarden Euro ab, was dem Zehnfachen des Vorjahres entsprach.

Diese Gewinne nutzt CMA nun, um als Ankeraktionär bei der Fluggesellschaft Air France-KLM mit neun Prozent einzusteigen. Der Einstieg dürfte CMA CGM mehr als eine halbe Milliarde Euro kosten.

Für CMA CGM, nach den Rivalen MSC und Maersk die drittgrößte Containerreederei der Welt, ist der geplante Einstieg bei der französisch-niederländischen Fluggesellschaft jedoch nicht nur eine Kapitalanlage, sondern auch ein strategisch wichtiger Schritt. „Diese Partnerschaft entspricht voll und ganz der Strategie von CMA CGM, ein führendes Unternehmen in der integrierten Logistik zu werden“, erklärte Vorstandschef Rodolphe Saadé. „Sie ermöglicht es uns, die Entwicklung unserer gerade gegründeten Luftverkehrssparte erheblich zu beschleunigen.“ Nun werde man die Reederei gemeinsam mit Air France-KLM „unter den weltweit führenden Akteuren in der Luftfracht“ positionieren.

Auch MSC und Maersk sind nicht untätig und nutzen die hohen Gewinne, um die Reichweiten ihrer Lieferkette auszubauen – vor allem ins Luftfrachtgeschäft wird hier investiert, zugekauft wird aber auch im Landverkehr, bei Lagereianbietern und Hafenterminals. So will MSC gemeinsam mit Lufthansa Ita Airways übernehmen, Maersk will mit „Maersk Air Cargo“ ein Luftfrachtangebot starten.

Hamburger Hafen wird keine Zuwächse verzeichnen

Der Hamburger Hafen wiederum verabschiedet sich von der Hoffnung auf Zuwächse im laufenden Jahr. Zwar sei ein Wachstum "in Teilsegmenten und einzelnen Containerfahrtgebieten" durchaus möglich, aber das Gesamtergebnis werde "deutlich durch den zu erwartenden Rückgang in den von Sanktionen betroffenen Umschlagsegmenten geprägt sein", teilte der Hafen mit.

"Das Umschlagergebnis 2022 dürfte somit zum Jahresende deutlich unter der vor Beginn des Krieges in der Ukraine erwarteten Menge von 130 Millionen Tonnen und 9,0 Mio. TEU (20-Fuß-Standardcontainer) ausfallen", erklärte das Unternehmen.

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Im ersten Quartal seien die Auswirkungen der ab März wirkenden Sanktionen gegen Russland noch nicht überall erkennbar gewesen. Nach einem sehr guten Start im Jänner sei zunächst nur ein Rückgang im Containerverkehr mit russischen Häfen zu bemerken gewesen.

"Das lag vor allem daran, dass viele Linienreedereien mit einem Anlaufstopp reagierten", berichtete HHM-Vorstand Axel Mattern. "Der Import von Kohle aus Russland sowie anderen Massengütern, wie zum Beispiel Mineralölprodukten, lief ohne Beeinträchtigung." Auch im Stückgutumschlag seien Auswirkungen bereits im ersten Quartal zu spüren gewesen, zeigten sich "mittlerweile aber deutlicher in nahezu allen Umschlag- und Branchensegmenten".

Unter dem Strich blieb der Seegüterumschlag mit 31,2 Mio. Tonnen um 2,8 Prozent unter dem Vorjahresquartal. Zugleich stieg der Containerumschlag im Zeitraum Jänner bis März um 1,8 Prozent auf 2,2 Mio. TEU. "Der Einbruch im Containerverkehr mit russischen Häfen fiel im März mit 81 Prozent hoch aus. Im gleichen Zeitraum konnten wir stark zunehmende Containerverkehre mit polnischen Häfen sowie Häfen in den baltischen Staaten feststellen", so Mattern. "Größere Mengen im Verkehr mit diesen Ländern trugen dazu bei, die Minderung im Russlandverkehr auszugleichen."

Im zweiten Coronajahr 2021 war der gesamte Seegüterumschlag mit 128,7 Mio. Tonnen besser ausgefallen als 2020. Auch der Containerumschlag war nach dem Einbruch 2020 mit 8,7 Mio. TEU und einem Plus von 2,2 Prozent wieder auf Wachstumskurs gegangen.