Letztes Jahr haben Sie über das Fehlen von Fachkräften gesprochen. Hat sich die Situation verbessert?
Janecek Nein. Aus dem war for talents ist ein war for workforce geworden – man findet auch einfachste Hilfskräfte nicht mehr. Wir versuchen aber sehr unkonventionelle Wege zu gehen, um zu Arbeitskräften im Blue-Collar-Bereich zu kommen.
Die da wären?
Schinko Wir haben uns entschlossen, nicht nur in Österreich nach Personal zu suchen, sondern gehen auch ins Ausland, nach Bosnien oder Kroatien etwa. Das ist mit einigen Hürden verbunden, in Bosnien geht es etwa um Arbeitserlaubnis, Rot-Weiss-Rot-Karte etc. Wir suchen die Leute gemeinsam mit einem Partnerunternehmen direkt vor Ort und wählen sie gemeinsam aus. Zuerst beginnt der Sprachkurs, um sich die Sprachkenntnisse noch im eigenen Land anzueignen. Dann in Österreich begleiten wir die Integration. Professionelle Peers, die auch die Sprache sprechen, unterstützen bei Wohnungssuche oder Behördengängen bis hin zur Integration ins Vereinsleben in Österreich. Damit schaffen wir eine erste Vertrauensbasis und stärken die Mitarbeiterbindung. So haben wir im ersten Schritt 15 Mitarbeiter beschäftigt, die nächsten Mitarbeiter stehen schon zur Auswahl.
Was sagen Sie zu den Klimaschutzplänen Österreichs und der EU?
Janecek Wir beobachten speziell im Bereich des Transports, dass die Nachfrage nach CO2-neutraler oder CO2-reduzierter Logistik stärker anzieht. Das heißt wir sprechen über Verkehrskonzepte, die im Hauptlauf auf jeden Fall auf der klimafreundlichen Bahn stattfinden. Die Frage der Dekarbonisierung ist aber auch - und das haben wir erst schmerzlich gelernt in den letzten Wochen - eine Frage von Energieverfügbarkeiten. Wenn man weiß, dass die Energieversorgung weltweit betrachtet zu einem Gutteil aus Gas-Kraftwerken kommt - wir wollen so schnell wie möglich raus aus dem Gas - da frage ich mich wo kommt das Alternativ-Drittel her? Und da rede ich noch nicht über Mehrbedarf wie Elektromobilität und solche Dinge. Dieses Thema muss man aus meiner Sicht gesamthafter betrachten, mir fehlen ein bisschen die Maßnahmen in dieser politischen Diskussion, die wird oft sehr plakativ geführt.
Schinko Ich würde mir wünschen, dass die Wirtschaft hier wesentlich tätiger ist. Unser Konzern ist hier sehr gut aufgestellt und erarbeitet wirtschaftlich darstellbare Lösungen gemeinsam mit anderen Unternehmen. Das brauchen wir auch in der Logistik. In der Politik werden manchmal Gesetze auf die Reise geschickt, die an der Realität vorbeischießen. Wir müssen zuerst die Schwerpunkte in der Logistik definieren und danach konkrete und effektive Maßnahmen ableiten.