EU Green Deal : Unternehmen haben Schwierigkeiten bei der Umsetzung des EU Green Deals

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Laut dem Nachhaltigkeitsbarometer des Beratungsunternehmens EY haben neun von zehn Unternehmen Nachhaltigkeit teilweise in ihre Unternehmensstrategie integriert. 86 Prozent der befragten Unternehmen verfolgen Ziele zur Reduktion von Treibhausgasen. In der Umsetzung hingegen gibt es noch große Probleme. Die Verbesserung der Energieeffizienz und der Kauf von CO2-Zertifikaten seien die am häufigsten in Erwägung gezogenen Maßnahmen zur Dekarbonisierung.

EY betont, dass Nachhaltigkeit zwar in vielen Unternehmensstrategien verankert sei, aber noch nicht ausreichend in die Geschäftsmodelle integriert wurde. Herausforderungen für die Umsetzung lägen unter anderem bei der Datenbeschaffung und der Lieferkette. 31 Prozent der CSRD-pflichtigen Unternehmen ("Corporate Sustainability Reporting Directive") haben Schwierigkeiten mit dem gestiegenen Zeit- und Ressourcenaufwand.

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Regulatorische Vorgaben und Vorgaben der Unternehmenszentralen seien die stärksten Treiber für nachhaltige Initiativen. Der Einfluss von Markt- und Konsumentendruck sowie Reputationsrisiken habe ebenfalls zugenommen. Der EU-"Green Deal" und internationale Regelwerke hätten neue Maßstäbe gesetzt, die viele Unternehmen vor Herausforderungen stellen. Die umgesetzten Maßnahmen im Governance-Bereich sind im Vergleich zu 2021 um 20 Prozent gesunken, während im ökonomischen Bereich ein Rückgang von 82 auf 65 Prozent und im ökologischen Bereich von 79 auf 68 Prozent zu verzeichnen sei.

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Margit Kapfer, Dekarbonisierungsexpertin bei EY, empfiehlt, CO2-Zertifikate nur als letzte Maßnahme zu nutzen, wenn technische Möglichkeiten zur Emissionsreduktion fehlen. Sie betont die Wichtigkeit langfristiger und tatsächlicher Emissionsreduktionen. Insgesamt zeigt das Barometer, dass österreichische Großunternehmen zunehmend auf Nachhaltigkeit setzen, auch wenn die Umsetzung von Maßnahmen hinter den Planungen zurückbleibt.

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Italiens Regierungschefin Meloni will Green Deal "korrigieren"

Auch für Italiens Premierministerin Giorgia Meloni ist der Green Deal in seiner jetzigen Form zu "schädlich" für die europäische Wirtschaft, weshalb sie sich bei der neuen EU-Kommission dafür einsetzen will, diesen zu "korrigieren". "Menschen, die Freunde Europas sind, müssen den Mut haben, zu sagen, was nicht funktioniert", sagte Meloni in einer Ansprache vor dem Industriellenverband Confindustria in Rom.

Davor hatte Confindustria-Chef Emanuele Orsini erklärt, der Green Deal sei voller Fehler, die die europäische Industrie in Gefahr brächten. "Dekarbonisierung um den Preis der Deindustrialisierung ist ein Debakel", warnte Orsini. Meloni sagte, sie stimme Orsini zu. "Ich danke ihm dafür, dass er die katastrophalen Folgen des ideologischen Ansatzes des europäischen Green Deals so deutlich angesprochen hat", sagte die Premierministerin. Dabei bekräftigte sie "Engagement der Regierung, diese Entscheidungen zu korrigieren".

"Die Herausforderung des ökologischen Übergangs kann nicht bedeuten, Tausende von Arbeitsplätzen zu vernichten und ganze Industriezweige zu demontieren, die Wohlstand und Beschäftigung schaffen. Der Abschied von Verbrennungsmotoren bis 2035, in etwas mehr als einem Jahrzehnt, ist eines der deutlichsten Beispiele für diesen selbstzerstörerischen Ansatz", so Meloni.

"Man hat sich für die Zwangsumstellung auf eine Technologie entschieden, die elektrische, für die wir nicht die Rohstoffe besitzen, wir die Wertschöpfungsketten nicht kontrollieren, die Nachfrage relativ gering ist, der Preis für die meisten unerschwinglich ist und die europäischen Produktionskapazitäten nicht ausreichen", warnte die Ministerpräsidentin.

Italien will der EU-Kommission einen Vorschlag vorlegen, damit die Überprüfung des Produktionsstopps für Verbrennungsmotoren bis 2035 auf die erste Hälfte des Jahres 2025 vorverlegt wird. In Bezug auf das Aus von Benzinautos könne man nicht zwei Jahre mit einer Entscheidung warten, argumentierte der italienische Industrieminister Adolfo Urso (Fratelli d'́Italia).