Verpackung : Smarte, digitale Behälter für die Paketlogistik

BOOXit-Geschäftsführer Peter Entenfellner und Andreas Holzleithner

Die Booxit-Geschäftsführer Peter Entenfellner und Andreas Holzleithner wollen die smarte Box nun auch in der Pharmalogistik einsetzen.

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Das Thema Verpackung wird aufgrund des weiter wachsenden Onlinehandels und steigenden Nachhaltigkeitsbemühungen von Unternehmen immer wichtiger. So hat etwa die Österreichische Post vor kurzem nach einem großen Pilotprojekt zu "Grünen Verpackungen" verlautbart, diesen Service nun auch als reguläres Service anzubieten. Der Onlineshop Otto wiederum startet gerade einen Pilotversuch gemeinsam mit dem Start-up traceles zu biologisch abbaubarem Versandmaterial.

Nun hat sich auch der Kunststoff-Cluster in einem Projekt mit Mehrwegbehältern beschäftigt. Dort wurden die die technischen Grundlagen für eine moderne Paketlogistik mit digitalisierten Mehrwegbehältern geschaffen, wie es in einer Aussendung heißt. Nun soll sich das System in der Pharmalogistik bewähren.

Denn die derzeitige Paketlogistik für Industriekleingüter ist relativ kostenintensiv. Der Anteil an Handarbeit ist hoch und der Automatisierungsgrad gering. Deshalb sollten klimafreundliche, rezyklierbare Mehrwegbehälter aus Kunststoff künftig Einwegkarton ersetzen, so der Plan der oberösterreichischen Start-ups Booxit und Compunity. Sie haben an einer entsprechenden Lösung gearbeitet und ein gleichnamiges Mehrwegsystem entwickelt. Die smarten Booxit-Boxen sollen nun nicht nur bei einer Filialbelieferung, für eine durchgehende Supplychain, im Onlinehandel und in der Industrielogistik Anwendung finden, sondern auch beim Transport von Pharmazeutika.

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Denn die Logistikanforderungen bei Arzneimitteln sind komplex: Es müssen je nach Produkt individuelle Umgebungsbedingungen bei hohen Lieferfrequenzen und an viele Lieferorten nachweislich eingehalten werden. „Wir haben aus einer einfachen Box eine smarte Booxit-Box gemacht, die das erfüllt“, so die Geschäftsführer Peter Entenfellner und Andreas Holzleithner.

Die Boxen wurden mit Sensoren für Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Beschleunigung und Position sowie einer Übertragungstechnik ausgestattet, die eine genaue Transportüberwachung ermöglicht. Booxit ist robotertauglich und kann von der Intralogistik bis hin zu den Abholstationen vollständig automatisiert werden.

Datenübertragung per Funk

Für die Datenübertragung kommen bewährte Funktechnologien zum Einsatz: NB-IoT für stationäre Lösungen wie Abholstationen und LTE-M für den mobilen Einsatz. Jede Box wird außerdem mit einem NFC-Tag ausgestattet, über den sie eindeutig identifiziert werden kann. „Um die Integration unserer Booxit-Box in Bestandssysteme zu gewährleisten, können auf der Box zusätzlich Strich- oder QR-Codes angebracht werden“, erklärt Entenfellner.

Zentrale Themen im Projekt waren die Materialauswahl und Bauteilprüfung. Aus einer Vielzahl von Kunststoffen wurde das "optimale" Material für Verbinder und Federelement ausgewählt und der Einbau getestet. „Für Verschluss und Verbinder haben wir internationale Patente angemeldet und auch erteilt bekommen“, sagt Holzleithner.

Neben der Auswahl wurde auch der Einbau der Elektronik in die Box speziell berücksichtigt: Sie durfte die Stabilität der Box keinesfalls beeinträchtigen und Voraussetzung war, dass die Box weiterhin rezyklierbar bleibt.

Booxit sei nicht nur eine Mehrwegbox, sondern eine "neuartige Prozesstechnologie für die Paketlogistik", heißt es von den Start-ups.

Manipulationssichere Protokollierung

Besonders in kritischen Logistikbereichen wie bei Pharmatransporten ist eine lückenlose und manipulationssichere Protokollierung des Transports notwendig. Im Projekt wurde diese Protokollierung von Compunity auf Basis der Distributed-Ledger-Technologie „IOTA“ umgesetzt. Die Sensorik der Box misst in definierten Intervallen die Temperatur im Transportbehälter und übermittelt sie an die Protokollierungssoftware. Datensätze, die im IOTA-Tangle gespeichert sind, können jederzeit eingesehen, aber nicht mehr verändert werden.

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Die Ergebnisse aus dem ersten Projekt sollen nun in einem weiteren Forschungsprojekt - „DigiPharmaLogNet“ - weiterentwickelt werden. „Durch das Einbinden von Pharmalogistikunternehmen wollen wir die gesamte Lieferkette – vom Pharmaproduzenten über den Großhandel bis zum Endkonsumenten – abbilden und in Sachen Digitalisierung und Automatisierung optimieren“, erklären die Booxit-Geschäftsführer.