Sicherheit in der Lieferkette : Prewave erhält 63 Millionen Euro für Wachstum in den USA

Harald Nitschinger und Lisa Smith gründeten Prewave 2017 als Spin-off der TU Wien.

Harald Nitschinger und Lisa Smith gründeten Prewave 2017 als Spin-off der TU Wien.

- © Prewave

Unterbrechungen der Lieferkette kosten Unternehmen sechs bis zehn Prozent ihres Jahresumsatzes, so eine Schätzung - und diese haben zugenommen: Naturkatastrophen, zunehmende geopolitische Instabilität, der Arbeitskräftemangel und der Inflationsdruck haben die Risiken in der Lieferkette in den letzten Jahren drastisch erhöht.

Darüber hinaus sehen sich Unternehmen in Europa und weltweit mit einer Welle neuer Nachhaltigkeits- und Lieferkettenvorschriften konfrontiert, die jeweils komplexe Anforderungen an die Berichterstattung und die Einhaltung von Vorschriften sowie potenziell empfindliche Strafen bei Verstößen vorschreiben.

>>> Prewave-Gründerin Lisa Smith: "Das hätte ein Einkäufer in Europa nicht auf dem Radar"

So gibt es strenge Berichterstattungspflichten für Unternehmen, die mit Rohstoffen oder Produkten handeln, die in der Regel mit der Abholzung von Wäldern in der EU verbunden sind. Die EU-Richtlinie über die Sorgfaltspflicht von Unternehmen im Bereich der Nachhaltigkeit (CS3D) wird außerdem ein umfangreiches Paket neuer Vorschriften einführen, die darauf abzielen, nachhaltiges und verantwortungsbewusstes Verhalten in den Betrieben der Unternehmen und in ihren globalen Wertschöpfungsketten zu fördern. Gleichzeitig sorgen auf nationaler Ebene etwa die Conflict Minerals Provision Dodd Frank (USA), Loi de Vigilance (Frankreich), Lieferkettengesetz (Deutschland) und VSoTr (Schweiz) für weitere regulatorische Herausforderungen.

Prewave begegnet diesen Herausforderungen durch Künstliche Intelligenz, um eine Superintelligenz in der Lieferkette zu schaffen, die die Lieferketten von Unternehmen transparenter, konformer und widerstandsfähiger machen kann. Die Plattform ist nach Angaben von Prewave die weltweit einzige Nachhaltigkeits-, Risiko- und Compliance-Plattform, die in der Lage ist, 140 Risikotypen auf globaler Ebene zu identifizieren und Unternehmen beim Management zu unterstützen.

>>> Lieferkettengesetz: Darauf haben sich die EU-Staaten konkret geeinigt

Prewave kartiert, bewertet und überwacht automatisch Millionen von Knotenpunkten der Lieferkette. Basierend auf einem Jahrzehnt Forschung und Entwicklung sowie Datentraining, identifiziert Prewaves akademisch gezüchtete KI-Engine präzise Risikosignale aus riesigen und fragmentierten Datensätzen, die sich aus Nachrichten und Social-Media-Inhalten in mehr als 400 Sprachen, Unternehmenszertifizierungen und Jahresberichten, staatlichen und nichtstaatlichen Datenfeeds sowie Listen mit Sanktionen und politisch exponierten Personen (PEP) zusammensetzen.

Prewave generiert dann in Echtzeit prädiktive und reaktive Warnmeldungen sowie Handlungsempfehlungen für die Lieferketten der Kunden, risikobehaftete Lieferanten und Sub-Tier-Netzwerke. Durch die Integration aller Anwendungsfälle von Lieferkettenrisiken und die Ermöglichung eines effektiven End-to-End-Risikomanagements über den gesamten Lebenszyklus (einschließlich Identifizierung, Tier-N-Mapping, Priorisierung, Schadensbegrenzung sowie Berichterstattung und Kontrolle) reduziert Prewave den Arbeitsaufwand von Unternehmen im Vergleich zu manuellen, fragebogenbasierten Compliance-Ansätzen um den Faktor 40.

>>> "Es wird noch die ein oder andere Supply-Chain-Krise brauchen, um wachgerüttelt zu werden"

60 Millionen Euro sollen für weiteres Wachstum bei Prewave sorgen

Prewave ist aufgrund der starken Nachfrage in ganz Europa schnell gewachsen und hat bis 2023 ein dreifaches jährliches Umsatzwachstum erzielt. Mehr als 200 Unternehmen, darunter Lufthansa, Toyota, Ferrari und Dr. Oetker, nutzen Prewave. Nun hat das junge Unternehmen in seiner Serie-B-Finanzierungsrunde unter der Leitung der globalen Investmentgesellschaft Hedosophia und mit Beteiligung der bestehenden Investoren Creandum, Ventech, Kompas, Speedinvest und Working Capital Fund 63 Millionen Euro erhalten.

>>> TÜV Süd und Prewave kooperieren: Audits sollen riskante Lieferbeziehungen prüfen

Die neue Finanzierung wird verwendet, um die nächste Phase des globalen Wachstums von Prewave voranzutreiben und die weitere Produktforschung und -entwicklung auf Basis der proprietären KI-Technologie zu unterstützen, um die weltweit einzige Plattform für Superintelligenz in der Lieferkette zu schaffen.

"Wir verzeichnen eine starke Nachfrage von führenden europäischen Marken, die erkannt haben, dass Prewave ihnen helfen kann, ihre Reputation zu schützen, ihre Leistung zu verbessern und ihre Rentabilität zu steigern. Diese Finanzierung ermöglicht es uns nun, unsere globale Expansion zu beschleunigen, wobei der US-Markt unsere oberste Priorität für das Wachstum ist", so Mitbegründer und Geschäftsführer Harald Nitschinger.

>>> Das sind die Lieferkettengewinner 2024

"Wir haben während der Pandemie gesehen, wie anfällig globale Lieferketten sein können. Vollständige Transparenz der Lieferkette ist eine der obersten Prioritäten der Unternehmensleitung, insbesondere angesichts der zunehmenden Regulierung, der geopolitischen Instabilität und des Klimawandels. Prewave verfügt über das beste Produkt, um diese Anforderungen zu erfüllen, wie die Resonanz bei den Kunden zeigt. Prewave hat eine starke Dynamik, und diese neue Investition wird dazu beitragen, das Wachstum des Unternehmens zu beschleunigen", ergänzt Sabina Wizander, Partnerin bei Creandum.