Übernahme : "Die Marke Cargo-Partner bleibt erhalten"

Stefan Krauter (Cargo Partner) und Mitsuru Saito (NX Group).
© Klimpt Sabine

Im Mai 2023 wurde die geplante Übernahme von Cargo-Partner durch die japanische Nippon Holding bekannt gegeben, nun sind mit 4. Jänner alle Anteile mehrerer Cargo-Partner-Tochtergesellschaften mit Sitz hauptsächlich in Zentral- und Osteuropa zu Nippon Express übergegangen. Dies geschehe über eine Zweckgesellschaft mit der hundertprozentigen Tochter der Nippon Express Europe. Diese wiederum sei eine europäische Holdingtochter der Nippon Express Holdings. Bei der Bekanntgabe der Übernahme wurde ein Kaufpreis von umgerechnet rund 845 Millionen Euro plus gewinnabhängig weiteren bis zu 555 Millionen Euro angegeben.

Die NX Group hat das Ziel, so NX-CEO Mitsuru Saito bei der Pressekonferenz zur Übernahme, einer der fünf führenden Logistiker weltweit zu werden - Übernahmen seien dabei ein wichtiger Hebel. Derzeit sehen sich die Japaner auf Rang 8 weltweit. Mit der Übernahme von Cargo-Partner fokussiert die NX-Gruppe vor allem Zentral- und Osteuropa, wo Cargo-Partner sehr stark sei, so Saito.

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In Griechenland, Slowenien oder Kroatien sei die Gruppe etwa gar nicht präsent; im wichtigen Markt Polen sei die Gruppe zwar tätig, aber weit nicht so erfolgreich wie Cargo-Partner. Grundsätzlich gäbe es in Europa viele multinationale Konzerne, die auch dort ihr Headquarter hätten, was den Kontinent als Markt sehr interessant macht - aber auch in den wachsenden Regionen in Afrika oder Indien gäbe es interessante Märkte, wo die Gruppe noch nicht stark vertreten sei.

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Grundsätzlich verfügen die NX-Gruppe und Cargo-Partner über einen unterschiedlichen Kundenstamm und unterschiedliche Stärken in bestimmten Ländern und Regionen. Was aber die konkreten Synergien und Möglichkeiten angeht, konnten Saito und Cargo-Partner-Gründer Stefan Krauter noch nicht definieren, denn man hätte bis zum endgültigen Zeitpunkt der Übernahme am 4. Jänner 2024 nicht strategisch miteinander sprechen dürfen. Nun beginne die intensive Phase von Management-Meetings, nach etwa 100 Tagen wolle man konkrete Pläne bekannt geben, so die Manager auf der Pressekonferenz.

Nachhaltigkeit: Wege aus dem "drohenden Massaker"

Saito betonte aber, dass die Marke Cargo-Partner erhalten bleibe. Das sei der Schlüssel für erfolgreiche Übernahmen: Man respektiere die Stärken, das Management, die Mitarbeiter und die Kultur des Unternehmens, das man übernehme. Deshalb sei es schließlich auch erfolgreich. "Es mag erscheinen, als würde die NX Group Cargo-Partner als größerer Partner einfach 'schlucken'", so Saito. Doch dem sei nicht so: Cargo-Partner habe viele Stärken in einigen Bereichen, die der japanischen Gruppe fehlen würde. Man wolle pragmatische Lösungen für die Zukunft finden, sind sich sowohl Krauter als auch Saito einig.

Lösungen müssten auch beim Thema Nachhaltigkeit gefunden werden, so Krauter, der die aktuelle Situation mit dem Untergang der Titanic vergleicht: "Die Band spielt noch, der Eisberg ist allerdings klar voraus. Das Thema Nachhaltigkeit wird ein großes Thema auch in unseren Gesprächen sein." Der Weg aus diesem "möglichen Massaker" sei CO2-Reduktion - auch beim Kunden. Krauter glaube aber hier vor allem an technologische Lösungen - so habe etwa ein Start-up aus den USA mit dem "blended wing body" gezeigt, wie man in Sachen Luftfracht Kraftstoff sparen könne.

Stefan Krauter wollte ursprünglich unabhängig bleiben

Eigentlich hatte Stefan Krauter ursprünglich geplant, mit Cargo-Partner unabhängig zu bleiben und auch eine solche Nachfolgeregelung angestrebt. Denn Cargo Partner sei fast zu 100 Prozent organisch, ohne Übernahmen, gewachsen. Während der Pandemie allerdings änderte sich sein Zugang zu diesem Thema und die Idee wuchs, für Cargo-Partner einen größeren Partner zu finden. Man sei in einem Markt, der schwer vorherzusagen sei, wettbewerbsfähiger, außerdem könne man so dem Thema Digitalisierung schlagkräftiger begegnen.

Cargo-Partner-Gründer Stefan Krauter
© Cargo-Partner