Digitale automatische Kupplung (DAK) : Digitaler Güterzug geht bei DB Cargo in den Kundeneinsatz

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In vielen Ländern haben sich automatische Kupplungen im Schienengüterverkehr längst etabliert. Während in den USA, Russland und China selbstverständlich automatisch gekuppelt wird, ist in Europa Handarbeit angesagt. Seit über 100 Jahren werden die einzelnen Wagen in schwerer Handarbeit an- und abgehängt. Dazu zählen das Klettern zwischen die Waggons, das Einhängen eines über 20 kg schweren Kupplungsbügel in den Kupplungshaken sowie das Spannen der Verbindung und das Verbinden der Bremsleitungen von Hand. All diese Vorgänge sind aufwendig und zeitintensiv.

Nun soll die EU-weite Einführung einer Digitalen Automatischen Kupplung (DAK) als neuer Systemstandard den Schienengüterverkehr deutlich leistungsfähiger und effizienter machen, so die Erwartungen. Denn neben dem manuellen Verbinden von Zügen ist der große Vorteil der DAK die Ermöglichung einer durchgängigen Strom- und Datenleitung über alle Güterwagen.

DB Cargo etwa fährt pro Woche rund 20.000 Güterzüge durch 17 EU-Staaten, die bei 60 Prozent aller Fahrten mindestens eine Grenze überqueren. Güterwagen werden von Spanien bis Skandinavien mit dem fast 200 Jahre alten Prinzip einer mechanischen Schraubenkupplung gekoppelt. Allein bei DB Cargo müssen die Mitarbeitenden bis zu 50.000 mal am Tag die 30 Kilogramm schweren Kupplungen von Hand an Eisenbügel der Wagons hängen.

Mit der DAK und durchgehenden Strom- und Datenleitungen sind deutlich höhere Geschwindigkeiten möglich, unter anderem weil damit Bremsen – wie bei Personenzügen längst üblich – elektronisch angesteuert werden können. Güterzüge, deren Geschwindigkeit bislang auf 120 km/h begrenzt ist, passen sich mit der DAK perspektivisch deutlich besser in Takt und Tempo des Personenverkehrs an. Das führt zu mehr Kapazität im Netz.

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Nun ist die zweijährige Testphase von mehreren europäischen Bahnunternehmen, bei dem ein Testzug mit der neuen Kupplung ausgestattet und mit einer Sonderzulassung quer durch Europa geschickt wurde, vorbei: „Ein digitaler Güterzug hat seine zweijährigen Praxistests erfolgreich abgeschlossen”, erklärt die Chefin der deutschen Bahn-Güterverkehrstochter DB Cargo, Sigrid Nikutta. „Nun sollen erste Kunden im Schienengüterverkehr von der neuen Technik profitieren. Unsere gemeinsamen Erfahrungen werden dann in die Serienfertigung einfließen“. Nur mit Digitalisierung und Automatisierung des Schienengüterverkehrs gelinge es, mehr Güter von der Straße auf die Schiene zu bringen. „Das ist der entscheidende Hebel. Nur mit grünen Lieferketten schafft es Europa, seine Klimaziele zu erreichen.“

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Finanzierung als große Frage in Brüssel

Vertreter der europäischen Güterbahnen und zahlreiche weitere Beteiligten aus der Eisenbahnindustrie setzen sich nun für eine europaweite Einführung der DAK ein. So ist etwa die Präsentation eines digitalen Güterzugs ein zentraler Programmpunkt bei den „Connecting Europe Days“ der EU-Kommission in Brüssel. Politik, Bahnen und Wirtschaft beraten diese Woche über die Weiterentwicklung der europäischen Verkehrssysteme. Ein Schwerpunkt ist der Ausbau der zehn transeuropäischen Verkehrskorridore und die Stärkung klimaneutraler Lieferketten für den Kontinent. Dabei ist die Finanzierung der Digitalen Kupplung als neuer Systemstandard ein wesentlicher Schwerpunkt.

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Denn wie anfangs beschrieben sind europaweit etwa 500.000 Güterwaggons im Einsatz - und diese müssten sukzessive umgerüstet werden. Die geschätzten Kosten, die ein Sprecher der EU-Kommission auf Anfrage von Merkur.de nennt, liegen bei rund 13 Milliarden Euro - dazu kommen zusätzlich rund 230 Millionen Euro für den Betrieb von Testfahrzeugen im Kundeneinsatz sowie für den Aufbau einer Managementeinheit, die den Betrieb überwacht.

Zwar habe die DAK auch positive Auswirkungen auf die Gesellschaft, weil der Güterverkehr auf der Schiene gefördert werde, es sei aber sehr schwierig, "im Rahmen des derzeitigen mehrjährigen Finanzrahmens neue EU-Mittel für die DAK bereitzustellen“, hießt es von der Kommission. „In Anbetracht des Umfangs der erforderlichen Unterstützung wird sicherlich ein erheblicher Beitrag der einzelnen Mitgliedstaaten und des Sektors, soweit möglich, erforderlich sein.“