Ukraine-Konflikt : Frächter verlangen Ausreise aus Häfen zwischen Ukraine und Russland

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"Ablegen ist unmöglich, es gibt keine Schlepper. Das Seegebiet ist wahrscheinlich vermint." Das Schwarze Meer und das Asowsche Meer seien zu Kriegsgebieten erklärt worden, so ein Sprecher des Verbands Deutscher Reeder (VDR).

Der Reederverband fordert, dass alle Schiffe mit ihren Besatzungen die Region verlassen dürfen. "Russland muss die Freiheit der Schifffahrt respektieren. Unbeteiligte Handelsschiffe dürfen nicht angegriffen werden", sagte Verbandschefin Gaby Bornheim bei einer Pressekonferenz zur Lage der Branche.

Der Hamburger Hafen- und Logistikkonzern HHLA unterrichtete seine Kunden unterdessen darüber, dass er wegen der EU-Sanktionen keine Container annimmt, die aus Russland kommen oder dorthin gehen sollen. Das gelte auch für Ladung, die mit der Bahn, dem Binnenschiff oder Lkw transportiert werde. Das Unternehmen folge damit dem Beispiel von Terminalbetreibern in anderen europäischen Häfen.

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Hintergrund ist, dass in Rotterdam und Antwerpen keine Container von und nach Russland mehr abgefertigt werden. Schiffe müssen sich also einen anderen Hafen suchen, um ihre Container loszuwerden. Mit ihrem Schritt will die HHLA verhindern, dass der durch die Verwerfungen in der Schifffahrt ohnehin knappe Stellplatz noch weiter verringert wird.

Auch etwa Hapag-Lloyd nimmt keine Buchungen für Ladung von und nach Russland mehr an. "Soweit das unter den bestehenden Sanktionen möglich ist, fahren wir zur Zeit noch gebuchte Ladung nach Russland", sagte ein Sprecher der Hamburger Reederei. Das betreffe vor allem Lebensmittel.

Für den Umgang mit Schiffen unter russischer Flagge gibt es nach Branchenangaben noch keine Regelung. Der VDR-Sprecher sagte, dies müssen von den EU-Mitgliedsstaaten geregelt werden. "Die EU kann nicht beschließen, dass Häfen nicht angefahren werden." Großbritannien habe seine Häfen für russische Schiffe gesperrt.

Kühne+Nagel stoppt Lieferungen nach Russland

Der Schweizer Logistikkonzern Kühne+Nagel setzt mit sofortiger Wirkung und bis auf Weiteres alle Importlieferungen in die Russische Föderation aus, wie es in einer Information an die Kunden hieß. Von der Maßnahme ausgenommen seien Pharma-, Gesundheits- und humanitäre Transporte.

2021 hat der Schweizer Logistikkonzern ein gutes Jahr 2021 hingelegt. Es gelang bei allen wichtigen Kennzahlen ein Sprung. Konkret stieg der Nettoumsatz im Berichtsjahr um satte 61 Prozent auf 32,80 Milliarden Franken (32 Mrd. Euro), wie Kühne+Nagel mitteilte. Im vierten Quartal kletterte er sogar um 98 Prozent. Damit wurde das Vorcoronaniveau bei weitem übertroffen.

Dies galt auch für den Rohertrag. Diese Zahl sagt aus, wie viel Geld bei Kühne+Nagel bleibt, nachdem die oft schwankenden Frachttarife der Reeder und Fluggesellschaften beglichen wurden. Dieser Rohertrag stieg um 32 Prozent auf 9,90 Mrd. Franken.

In der Folge verbesserten sich auch die Gewinnzahlen massiv. Der operative Gewinn (EBIT) kam bei 2,95 nach 1,07 Mrd. Franken zu liegen, der Reingewinn bei 2,16 nach 0,79 Mrd. Franken. Mit den Zahlen wurden die Analystenerwartungen auf allen Stufen klar übertroffen.

Die guten Zahlen waren zum Teil die Folge der Großübernahme des asiatischen Unternehmens Apex, das erfolgreich konsolidiert worden sei. Abgesehen davon hätten sämtliche Geschäftsbereiche zum Erfolg beigetragen, heißt es.

In der Luftfracht seien insbesondere Angebote für Pharma- und systemrelevante Güter sowie E-Commerce gefragt gewesen, so dass der Geschäftsbereich deutlich Marktanteile gewonnen habe. In der Seefracht habe das angespannte Marktumfeld - mit Engpässen in den Häfen sowie aus dem Takt geratenen Lieferketten - indes zu einem ausgesprochen hohen Bearbeitungsaufwand geführt.

Im Ausblick gibt sich das Unternehmen bedeckt. Für das laufende Jahr seien die Geschäftsaussichten bisher günstig gewesen. Die Kriegshandlungen Russlands hätten aber "die Unwägbarkeiten weltpolitischer Entwicklungen" aufgezeigt, deren Auswirkungen auf das Wirtschaftsgeschehen noch nicht zu überblicken seien. In diesem Zusammenhang kündigte das Unternehmen in der Nacht auf Mittwoch an, sämtliche Lieferungen nach Russland zu stoppen - abgesehen von Pharmaprodukten und Hilfsgütern.

Auch Spediteur DB Schenker legt Russland-Geschäft auf Eis

Die Deutsche Bahn-Logistiktochter DB Schenker stellt ihre Sendungen nach Russland vorerst ein. Dies gelte ab sofort für Land-, Luft- und Seefracht, sagte ein Firmensprecher. Neben DB Schenker und Kühne+Nagel hat auch Konkurrent DHL diesen Schritt ebenfalls vollzogen. Grund ist der Ukraine-Krieg samt Russland-Sanktionen. DB Schenker hat in Russland rund 1.100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, weltweit sind 76.000 Beschäftigte für den deutschen Logistiker tätig.

In die Ukraine stellte der Speditionsdienstleister seinen Betrieb schon am vergangenen Donnerstag ein. Dort hat die Firma 70 Beschäftigte - sie seien gebeten worden, zu Hause zu bleiben. "Wir beobachten die Situation mit größter Sorge und unsere Gedanken sind bei unseren ukrainischen Kollegen", sagte der Firmensprecher.

Weltgrößte Containerriesen Maersk und MSC stoppen Russland-Transporte

Auch die beiden mit Abstand größten Containerreedereien der Welt, Maersk und MSC, haben den Großteil der Transporte von und nach Russland gestoppt. "Da die Stabilität und Sicherheit unseres Betriebs direkt und indirekt schon durch die Sanktionen beeinflusst wird, werden neue Maersk-Buchungen über See und Land nach und von Russland vorübergehend ausgesetzt", teilte Maersk mit.

Ausgenommen sind Lebensmittel, medizinische und humanitäre Lieferungen. Einen Buchungsstopp für die Ukraine hatte Maersk bereits am Donnerstag bekanntgegeben.

Auch die MSC Mediterranean Shipping Company verkündete in einem Hinweis an ihre Kunden mit sofortiger Wirkung einen vorübergehenden Stopp für alle Frachtbuchungen von und nach Russland. Dieser umfasse alle Zugangsgebiete samt Baltikum, Schwarzem Meer und dem fernen Osten Russlands. "MSC wird weiterhin Buchungen für die Lieferung von lebenswichtigen Gütern wie Lebensmitteln, medizinischer Ausrüstung und humanitären Gütern annehmen und prüfen", hieß es weiter.

MSC und Maersk sind mit Abstand die beiden größten Containerreedereien. Sie verfügen zusammen über gut ein Drittel der weltweiten Transportkapazität.