Dekarbonisierung : Nachhaltigkeit in der Logistik: "Nicht auf CO2-Reduktion degenerieren"

Franz Staberhofer
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Ein Thema, das gleichermaßen alle in der Logistikbranche berührt, so Franz Staberhofer, Leiter des Logistikums und Obmann des VNL sei - neben Arbeitskräftemangel und Automatisierung - die CO2-Reduktion. "Allerdings nicht unbedingt aus innerlichem Antrieb, sondern ich sehe das eher als dem Folgen eines Narrativs und damit mündet es in viel Aktionismus", erklärt er gegenüber dispo.

Denn das Nachhaltigkeitsdreieck, das Ökologie, Ökonomie und den Menschen verbinde, komme dabei oft zu kurz, denn aus Sicht der Dienstleister sei Ökonomie gleichbedeutend mit Ökologie: "Es wurde darauf geachtet, weniger zu verbrauchen - das ergibt weniger Ausstoß, also weniger CO2, und damit auch weniger Kosten. Der Faktor Mensch wird dabei nicht berücksichtigt."

Während die Branche also ständig bemüht sei, weniger Ressourcen zu verbrauchen und damit weniger CO2 auszustoßen, werde der Faktor Mensch oft übersehen. "Wer Nachhaltigkeit also reduziert, ja degeneriert auf den Begriff CO2-Reduktion, der muss auch sagen ‚der Mensch ist mir völlig egal‘, das wäre immerhin ehrlich. Ergänzend kommt hinzu, dass die Anbieter, die Spediteure, per Definition quasi böse gemacht werden, weil sie ihren Job machen, der eben CO2 ausstößt", sagt Staberhofer.

So entstehe Aktionismus, denn "wenn etwa MAN öffentlichkeitswirksam acht Wasserstoff-LKW - mit vielen Fotos, mit Ministern und zwei Bundeskanzlern - vorstellt, und die nun in Garagen stehen, nenne ich das Aktionismus. Wenn Volta nun Elektro-LKW in größerer Menge produziert ist das ein guter Schritt, aber der nun genannte Wunsch, ab 2023 keine Diesel- LKW mehr zu verkaufen, ist illusorisch", erklärt der VNL-Obmann.

Der Logistikexperte betont dabei die Bedeutung kontinuierlicher Verbesserungen und Veränderungen in den Geschäftsmodellen. Die Dekarbonisierung der Logistik erfordert ein Umdenken und eine neue Einstellung, die nicht nur die CO2-Reduktion, sondern auch die Menschen und deren Wohlbefinden in den Mittelpunkt stellt.