Schienengüterverkehr : ÖBB bauen „Überholspuren“ für den Güterverkehr auf der Schiene
Die ÖBB hat mit dem Rahmenplan für die Ostregion Österreichs von 2024 bis 2029 vorgestellt, welche Projekte im heimischen Schienengüterverkehr vorangetrieben werden sollen. Mit Investitionen in Höhe von acht Milliarden Euro sollen sowohl neue Bahnhöfe errichtet und Zugstrecken modernisiert - und auch gänzlich neue Projekte umgesetzt werden.
Einen besonderen Schwerpunkt des Investitionspakets stellt dabei die geplante Ertüchtigung des Güterverkehrs dar. Insgesamt fließen in den fünf Jahren 894 Millionen Euro in diesen Bereich. Dabei erwarten die ÖBB einen "großen Effekt mit vergleichsweise geringem Aufwand" vom Bau sogenannter „güterzuglanger Überholgleise“, mit denen die gemeinsame Nutzung ein- und derselben Strecke durch Güter- und Personenverkehr effizienter als bisher abgewickelt werden kann.
„Diese Überholgleise sind jeweils 750 Meter lang. Wir werden sie an Streckenabschnitten errichten, wo die schnellen Eil- und Personenzüge an langsameren Güterzügen vorbeifahren können“, erklärt ÖBB-Vorstandsvorsitzender Andreas Matthä gegenüber dem NÖ Wirtschaftspressedienst.
Auch in Deutschland gibt es mit dem „740 m-Programm“ ein ähnliches Projekt. Die 680 Millionen Euro teure Maßnahme im Bundesverkehrswegeplan 2030 soll das deutsche Schienennetz für eine Zuglänge von 740 Meter im Schienengüterverkehr ertüchtigen. Diese Länge von etwa 35 Containertragwagen wurde von der Europäischen Union zum Standard im transeuropäischen Güterverkehr erklärt. Bisher scheitert deren Einsatz an fehlenden Überholmöglichkeiten für Personenzüge.
Dafür müssen 70 deutsche Bahnhöfe und zwei Güterverkehrsanlagen mit Überholgleisen von mindestens 740 m Länge ausgestattet werden. Die österreichische Güterverkehrsoffensive umfasst dabei neben dem Bau der Überholgleise auch Unterstützungsmaßnahmen für Anschlussbahnen und eine Modernisierungswelle für Verschiebebahnhöfe.
Digitalisierung hat hohe Relevanz
Clemens Först, Vorstandssprecher der Rail Cargo Group, der Güterverkehrstochter der ÖBB, ergänzt im Gespräch mit Dispo das Investitionsprogramm: "Die Themen, die aus meiner Sicht strategisch die größte Relevanz haben, sind Digitalisierung und Asset-Innovation. Dabei hat Digitalisierung für uns im Schienengüterverkehr prinzipiell die gleichen Use-Cases wie für jede Industrie und sorgt vor allem für Effizienzsteigerung in allen Prozessen. Aber die große Chance, die Digitalisierung strategisch für uns bringt, ist den Zugang zur Schiene vor allem für Neukunden niederschwelliger und attraktiver zu machen."
Der LKW-Transport sei, da er direkt vom Ausgangs- zum Endpunkt fahre, natürlich viel einfacher und meist kostengünstiger als ein multimodaler Transport, wo die Güter zusätzlich zwischen Straße und Schiene umgeladen werden müssten. "Wenn ich Kunden bei einem bestenfalls vergleichbaren Preis überzeugen muss, eine komplexere Transportart zu wählen, müssen Vertrauen und Transparenz vorhanden sein. Hier kann Digitalisierung einen wesentlichen Mehrwert darstellen. Das beginnt beim Erstkontakt mit dem Kunden – zum Beispiel über die Straßentransportmanagement-Plattform Transporeon – über die Konzeption des Logistikkette bis hin zum Tracking, d.h. wie lasse ich den Kunden während des Transports konkret wissen, wo seine Sendung gerade ist? Digitalisierung ist der strategische Gamechanger, der die unvermeidbare Komplexität beherrschbar macht und unseren Kunden Transparenz und Vertrauen gibt", konkretisiert der RCG-Chef.
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