KEP-Dienstleister : Umkämpfter Paketmarkt bringt KEP-Dienstleister unter Druck

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© Robert Kneschke - stock.adobe.com

Der Trend zum E-Commerce war im letzten Jahr ungebrochen hoch - in Sachen Paketbeförderung gab es ein weiteres Rekordjahr. Nach Zahlen der Regulierungsbehörde RTR wurden 2022 55,3 Mio. Packerln befördert, das sind um 16,1 Mio. mehr als 2021.

Auch die Post hat im letzten Jahr wieder "konstant hohe" Paketmengen transportiert: Mit insgesamt 182 Millionen transportierten Paketen hat die Post damit das Niveau des guten Vorjahres erreicht.

Insgesamt wurden 2022 325,2 Mio. Pakete im Inland zugestellt und 30,1 Mio. ins Ausland transportiert. Der Umsatz mit Paketen stieg um fast 60 Mio. Euro auf 1,4 Mrd. Euro, auch das ein Rekordniveau. Die Zahl der Briefe fiel hingegen knapp unter 600 Millionen.

Noch sei aber offen, "ob sich das Mengen- und Umsatzwachstum im Paketbereich angesichts im Raum stehender kostenpflichtiger Retouren im Onlinehandel, hoher Inflationsraten und vorsichtiger Wirtschaftsprognosen fortsetzen wird", schreibt Klaus Steinmaurer, RTR-Geschäftsführer für Telekommunikation und Post, in der Aussendung.

Die Post allerdings erwartet für 2023 eine Fortsetzung des sich im zweiten Halbjahr abgezeichneten Trends und rechnet mit steigenden Paketmengen im niedrigen einstelligen Prozentbereich.

Parallel zum Anstieg bei den transportierten Paketen geht das Briefvolumen weiter zurück. Dabei würden sich der Anstieg des Paketgeschäfts und der Rückgang des Briefvolumens bei der Österreichischen Post die Waage halten, so Post-Paket-Chef Umundum gegenüber dispo. Das Problem sei allerdings, dass Briefe eine höhere Marge hätten und dieser Ausgleich ergebnisseitig nicht voll kompensiert werde.

Daher sei die Strategie der Post breit in Südosteuropa zu investieren, etwa auch in der Türkei, wo die Post auch Paketgeschäft betreibe und die Wertschöpfungskette sozusagen verlängern. "Generell liegt der Fokus auf Südosteuropa, wo wir bereits in einigen Ländern unsere eigenen Logistiknetze aufgebaut haben und sehr erfolgreich tätig sind. Konkret haben wir im letzten Jahr in Slowenien mit dem Eigenausbau begonnen. Seit Mitte 2022 ist Slowenien vollständig an das Post-Netzwerk angeschlossen. Der nächste Schritt ist, gemeinsam mit unseren türkischen Kolleg*innen der Aras Kargo in Richtung Aserbaidschan weiterzugehen und sich diese Region konkreter anzusehen. Natürlich sondieren wir immer den Paketmarkt und analysieren Möglichkeiten für sinnvolle Schritte oder Synergien", so Umundum.

Frächter erheben Vorwürfe gegenüber DPD

Der Paketdienstleister DPD setze Subunternehmen systematisch unter Druck, berichtet der "Der Standard" unter Berufung auf vier ehemalige und einen aktiven Frächter sowie einem ehemaligen Büromitarbeiter bei den DPD-Depots in Kalsdorf bei Graz und Hall in Tirol. Beide Depots werden vom DPD-Gesellschafter Gebrüder Weiss Paketdienst betrieben. Die Arbeitsbedingungen würden sich von Jahr zu Jahr verschlechtern.

Man stelle die Frächter vor die Wahl: Entweder werde der Preis pro Paket gesenkt oder die Zusammenarbeit werde aufgekündigt. Ein Frächter habe Preislisten aus den 1990-ern Jahren und vom Mai 2023 vorgelegt. Demnach entsprächen die Preise aus den 1990-er Jahren den Preisen von heuer. DPD merkte gegenüber der APA dazu an: "Die vermeintlichen Vorwürfe hinsichtlich der Vergütung sind schlichtweg falsch. Selbstverständlich müssen wir der Kostenentwicklung und den zunehmenden Herausforderungen in der Paketlogistik Rechnung tragen", teilte DPD mit. Dies schlage sich in steigenden Zustellvergütungen bzw. höheren Verhandlungsabschlüssen nieder. "Erpressungsvorwürfe weisen wir strikt zurück und betonen, dass derartige Methoden selbstverständlich nicht Teil unserer Geschäftspraxis sind", ergänzte DPD.

DPD würde die Kündigung der Verträge mit "mangelnder Qualität" begründen - allerdings könne diese bei den Rahmenbedingungen nicht erfüllt werden, merkte laut "Der Standard" der ehemalige Büromitarbeiter an. DPD verwies in diesem Punkt auf die "Einhaltung aller gesetzlichen Bestimmungen sowie aller branchentypischen Gesetze".

Selbstständigkeit und Unternehmertum sei mit einem gewissen Risiko verbunden und die Verträge würden aus freien Stücken unterschrieben.

Die Frächter haben jedoch - so der Bericht - Fixkosten von mehreren Tausend Euro für Leasing- oder Kreditraten, Löhne, Sprit, Verschleißteile und vieles mehr. So gebe es auch Strafen, wenn Fahrer keine DPD-Kleidung tragen würden. Und könne ein Subunternehmer eine Tour nicht fahren, müsse er den Ersatz bezahlen.

Die Fahrer müssten die Pakete für ihre Zustellgebiete vorsortieren und einschlichten. Das dauere zwischen zwei und vier Stunden täglich. Die Kosten dafür hätten die Frächter zu tragen, auch wenn sie in der Zeit nichts verdienen würden. Ein Fahrer müsse zwischen 200 und 220 Pakete ausliefern, um seine Kosten decken zu können. Das bedeute ohne Vorsortierung und Anfahrt zum Zustellgebiet rund zehn Stunden Arbeit.

Hohe Investitionen und hohe Kosten würden dazu führen, dass viele Frächter wirtschaftlich von DPD abhängig seien. Einige Frächter berichteten demnach, dass sie aus den Verträgen nur mit Verlusten von mehreren Zehntausend Euro aussteigen konnten. Und bei Insolvenzen trage die Allgemeinheit meist die Schulden.

Dass Frächter oft mit unrealistischen Ertragszahlen geködert würden, sagte laut "Standard" Katarina Pokorny, Obfrau der Fachgruppe der Wiener Kleintransporteure in der Wirtschaftskammer Österreich. Demgegenüber erklärte DPD, dass von den rund 250 Transportpartnern im letzten Jahr weniger als 5 Prozent der Unternehmen von einer Insolvenz betroffen waren. Zudem habe DPD jüngst einen Ombudsmann etabliert, der eine neutrale Anlaufstelle für alle Partner in Sachen Arbeits- und Sozialrecht oder in wirtschaftlichen Fragen sei.