Event : VNL Logistik Forum Wien mit 7 Ideen für die Logistik-Zukunft

Sebastian Reimann (DVZ), Herbert Traxler (LKW WALTER), Gernot Valentin (FACC Operations) und Clemens Först (ÖBB Rail Cargo Group).

Diskussion über die Zukunft des Bahntransports beim VNL Logistik Forum Wien: v.l.n.r. Sebastian Reimann (DVZ), Herbert Traxler (LKW WALTER), Gernot Valentin (FACC Operations) und Clemens Först (ÖBB Rail Cargo Group).

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Der Verein Netzwerk Logistik (VNL) hat unter dem Motto „Was die Logistik bewegt! 7 Ideen für die Zukunft“ zahlreiche Vertreter der heimischen Logistik und Verladenden Wirtschaft in der Unternehmenszentrale der Österreichischen Post versammelt, um über die derzeitigen und zukünftigen Herausforderungen in der Logistik in Europa zu diskutieren.

Ein weiteres wichtiges Thema war die Verbesserung des Images der Logistik. Angesichts der geplanten Bauarbeiten im deutschen Schienennetz wurde auch der Einfluss auf den Transport von und nach Österreich analysiert. Darüber hinaus spielten technologische Entwicklungen, insbesondere der Einfluss von Künstlicher Intelligenz, eine zentrale Rolle. Die Umsetzbarkeit einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft wurden ebenso erörtert, wie Wege, den Green Deal noch zu retten.

Mehr Güter auf die Schiene – Plan und Realität

Branchenexperten diskutierten beim VNL Logistik Forum Wien, wie mehr Gütertransporte von der Straße auf die Schiene verlagert werden können. Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn Infrastruktur, Philipp Nagl, gab Einblicke in die komplexe Modernisierung des deutschen Eisenbahnnetzes.

>>> Der Güterverkehr kommt nicht auf Schiene: Zahlen, Daten & Fakten

In einer Diskussionsrunde im Anschluss ging es um die Herausforderungen und Chancen, mehr Gütertransporte von der Straße auf die Schiene zu bekommen. Unter anderen dabei war auch LKW-Walter-Vorstandsvorsitzender Herbert Traxler, der über konkrete Erfahrungen zum Thema Kombinierter Verkehr sprach - und die Vorteile, die er neben einer Senkung des CO2-Ausstoßes noch bringt: "Der Weg hin zum Kombinierten Verkehr, also der Nutzung von Lkw und Bahn, ist alternativlos. Zwei entscheidende Schlüsselfaktoren bestimmen den Erfolg der Verlagerung von Gütertransporten von der Straße auf die Schiene: Erstens kann der akute Lkw-Fahrermangel deutlich reduziert werden, da die langen Transportstrecken auf der Schiene zurückgelegt werden, während Lkw nur noch für die Abholung und Zustellung zum bzw. vom Kunden eingesetzt werden. Dies verringert nicht nur den Bedarf an Fahrern, sondern macht den Beruf durch familienfreundlichere Arbeitszeiten attraktiver. Für Vor- und Nachlauftransporte können alternative Antriebe sowie alternative Treibstoffkonzepte umgesetzt werden, was den CO2-Ausstoß um bis zu 90 Prozent reduziert. Zweitens ermöglicht der Kombinierte Verkehr in Form von Company Trains garantierte und skalierbare Verladekapazitäten für die Industrie. Auf über 250 Routen und ca. 300 Abfahrten täglich sind ausreichend Bahntransportkapazitäten sichergestellt. Entscheidend ist dabei vor allem die Planbarkeit der Transporte. Um dies zu erreichen, müssen geeignete Puffer wie z.B. Vorladesysteme, zusätzliche Waggons sowie genügend kranbare Trailer eingerichtet werden. Eine kontinuierliche und präzise Abstimmung mit der verladenden Wirtschaft ist ebenfalls unerlässlich. So kann der Kombinierte Verkehr erfolgreich umgesetzt werden und seine Vorteile voll entfalten."

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Etablierte Logistiker und junge Talente

Auch das im Juni gestartete Young Stars Programm war Thema in Wien. Im Rahmen dessen übernehmen Unternehmen Patenschaften für junge Schülerinnen und Schüler, um ihr Interesse an der Logistik zu wecken und die Vielzahl an interessanten Tätigkeiten und Jobs in diesem innovativen Bereich aufzuzeigen. In Wien nahmen die Unternehmen Frankstahl, Kühne & Nagel, Österreichische Post, Storebox und die UnitCargo Spedition am Young Stars Programm teil.

"Die Patenschaften, die Logistikunternehmen für junge Talente übernehmen, bieten eine hervorragende Gelegenheit, auf die vielseitigen, innovativen und zukunftssicheren Berufsfelder in der Logistik aufmerksam zu machen. Schülerinnen und Schüler erhalten dadurch wertvolle Einblicke in die Praxis der Branche. Gleichzeitig können sich die Logistikunternehmen als attraktive Arbeitgeber positionieren und potenzielle Nachwuchskräfte auf sich aufmerksam machen", sagte dazu Peter Umundum, Stv. Generaldirektor, Vorstand Division Paket & Logistik bei der Österreichischen Post und Stv. VNL-Beiratssprecher.

1.500 Milliarden Euro für die Logistik

Die Keynote von Peter Klaus vom der Boston University analysierte die Lage der Logistik in Europa und zeigte dabei auch die Profitabilitätsentwicklung der Logistikunternehmen in den letzten Jahren auf. Klaus betonte die Bedeutung des Verständnisses der Gegenwart, um zukunftsorientierte Lösungen für die Logistik zu entwickeln. In einem "Reality Check" analysierte er die europäische Logistik nach den turbulenten Jahren 2020 bis 2023, basierend auf den Studien "Top 100 in European Transport & Logistics" und "Profit Monitor". 2023 gaben die 27 EU-Länder sowie das Vereinigte Königreich, die Schweiz und Norwegen über 1.500 Milliarden Euro für Logistik aus.

Dieses nominale Wachstum ging jedoch mit einer realen Stagnation oder einem Rückgang der Logistikleistungen einher, auch in Österreich. Die Profitabilitätsanalysen zeigten starke Preisschwankungen, vor allem im internationalen Forwarding und bei Luft- und Seefracht-Carriern. Klaus hob die langfristigen Auswirkungen der Krisengewinne sowie die fünfjährige Stagnation der realen Mengen hervor. Er betonte die Veränderungen in der Aufgabenverteilung innerhalb der europäischen Logistik und warnte vor übertriebenem Optimismus gegenüber neuen Technologien, plädierte aber für einen pragmatischen Ansatz im Umgang damit.

Ist der Green Deal noch zu retten?

Franz Staberhofer, VNL-Obmann und Präsident des Lieferketteninstituts ASCII, zeigte mögliche Wege auf, wie der Green Deal aus seiner Sicht noch gerettet werden kann, „Das gut gemeinte Streben nach CO₂-Reduktion führt ohne eine umfassende Betrachtung nicht zu echter Nachhaltigkeit. Wir müssen dringend ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Wirtschaft, Mensch und Umwelt finden. Dazu gehört auch, die notwendigen Rahmenbedingungen klar zu erkennen. Unklare oder unrealistische Erwartungen helfen weder bei der CO₂-Reduktion noch bei der Nachhaltigkeit – sie schwächen nur die Wettbewerbsfähigkeit. Ein nachhaltiger Wettbewerbsvorteil wird durch ein gut durchdachtes Supply Chain Management und eine effiziente Logistik unterstützt.“

>>> Franz Staberhofer: Nachhaltigkeit in der Logistik "nicht auf CO2-Reduktion degenerieren"