Cargo-Partner, Rail Cargo Group, Emirates Cargo : Wie Österreichs Logistiker von den Angriffen im Roten Meer profitieren

Transportation and logistics of Container Cargo ship and Cargo plane. 3d rendering and illustration.
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Die angespannte Lage im Roten Meer hat erhebliche Auswirkungen auf die globalen Lieferketten. Frachtpreise und Transportdauer steigen und Unternehmen stehen vor der Entscheidung, ob sie die Verzögerung abwarten können oder auf die Schiene oder das Flugzeug umsteigen.

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Denn beim Suezkanal im Roten Meer handelt es sich um die Hauptroute für den europäischen Güterimport aus asiatischen Ländern wie China oder Bangladesch. Betroffen sind aus österreichischer bzw. europäischer Sicht vor allem elektronische Waren wie Monitore oder Bauteile für Handys sowie Konsumgüter wie Bekleidung.

Cargo Partner: Bedarf an schnellen Luftfracht-Lösungen

"In diesem Zusammenhang sind einige Kund:innen von See- auf Luftfracht umgestiegen und haben bei zeitkritischen Transporten das Flugzeug in Anspruch genommen. Dieser 'Umstieg' findet aber nur vereinzelt und verständlicherweise nur bei hochwertiger Fracht statt", heißt es auf Dispo-Anfrage etwa beim heimischen Anbieter Cargo Partner. "Erwartungsgemäß kam es in diesem Bereich zwar zu keiner massenhaften Verlagerung, dennoch besteht kundenseitig aufgrund der Verzögerungen und Unsicherheiten ein Bedarf an schnellen Luftfracht-Lösungen."

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Dass der Luftfrachtmarkt signifikante Volumina aus der Seefracht aufnehme, sei jedoch nicht zu erwarten und allein aufgrund der Kostenstruktur mehr als unwahrscheinlich. Die Entscheidung der Reedereien, Schiffe vom Suezkanal um das Kap der Guten Hoffnung umzuleiten, führt derzeit zu einer Verlängerung der Transitzeit von Asien nach Europa um mindestens zehn Tage und von Europa nach Asien um etwa 15 bis 20 Tage. "In diesem Hinblick haben wir zuletzt einen signifikanten Anstieg bei Schienentransporten zwischen Asien und Europa verzeichnet. Hier hat sich das Geschäft innerhalb kurzer Zeit verdoppelt da die Schienenverbindung attraktive Laufzeiten anbietet – aktuell stehen wir bei 14 bis 18 Tagen zwischen den Terminals in China und Europa sowie bei 22 bis 26 Tagen von Europa nach China", so ein Cargo-Partner-Manager.

Für die Luftfracht allerdings biete der Logistiker neben „klassischen“ Luftfrachttransporten zielgerichtet eine kombinierte See- und Luftfrachtlösung via Dubai oder Singapur als Alternative an. "Mit einer Regellaufzeit von 20 bis 27 Tagen ist dieser Service schneller als der reine Seeweg, günstiger als Luftfracht und ideal für Transporte aus Nordost- und Südostasien sowie Indien."

Emirates Cargo: Unternehmen müssen wochenlange Verzögerung oft mit Luftfracht ausgleichen

Auch Rene Patek, Cargo Manager von Emirates Cargo in Wien, erzählt von vermehrten Anfragen und Sendungen, die früher als Seefracht gedacht gewesen wären und jetzt als Luftfracht verschickt werden. Überhaupt gäbe es die Spitzen, die früher planbarer waren - Stichwort Weihnachten oder Black Friday - nun zu ganz anderen Zeiten, wie er gegenüber Dispo sagt. Eine Spitze gäbe es eben jetzt, während der Houthi-Angriffe im Roten Meer. Durch die längeren Laufzeiten der Containerschiffe müssten viele Unternehmen auf Luftfracht ausweichen, da man diese wochenlange Verzögerung eben oft ausgleichen müsse. Früher hätte man die Schiffe abgewartet, das funktioniere heute oft nicht mehr. "Es ist alles so verzahnt und durchgetaktet, da ist das heute oft gar nicht mehr anders möglich", so der Cargo-Manager gegenüber Dispo.

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Laut Handelsblatt gebe es in Deutschland einige Unternehmen, die aufgrund der aktuellen Situation eher aufs Flugzeug setzen. „Wir können bestätigen, dass unser Frachtaufkommen derzeit steigt, insbesondere auf den Strecken von Asien nach Europa“, sagte eine Sprecherin von Lufthansa Cargo: „Wir haben in den letzten Wochen unter anderem vermehrte Sendungen mit Autoteilen verzeichnen können.“ Beispiele seien hier Volkswagen oder Stellantis.

Auch der wöchentliche Report von World ACD, der wöchentlich Daten über Luftfracht-Volumina erhebt, zeigt eine Zunahme des Frachtvolumens in den ersten beiden Januarwochen gegenüber Ende Dezember auf der Route von Asien-Pazifik nach Europa um zwölf Prozent. "Aus der Sicht der Daten ist es jedoch schwierig, diesen Verkehr von dem normalen saisonalen Aufschwung Mitte Januar nach der Neujahrsflaute und von den Auswirkungen des chinesischen Neujahrsfest zu trennen, da es später (10. Februar) als im letzten Jahr (22. Januar) stattfindet", so die Analyse.

Einige Spediteure blockieren laut World ACD in Erwartung der Umstellung von See- auf Luftfracht zusätzliche Luftfrachtkapazitäten auf wichtigen Handelsrouten. Das soll Kunden dabei unterstützen, ihre Fracht in Bewegung zu halten. Andere weisen darauf hin, dass sich das Zeitfenster für die Buchung von Luftfracht vor dem chinesischen Neujahrsfest schließt und die nächsten zwei bis drei Wochen eine Herausforderung darstellen könnten. Es wird erwartet, dass "gebündelte" Containerschiffe massenhaft in den wichtigsten europäischen Häfen ankommen, was zu Hafenverspätungen, Fahrermangel und Ladungsstaus in den Lagern führen kann, was den Verkehr weiter in Richtung Luftfracht treibt.

„Signifikanter Anstieg bei Schienentransporten“

Während Cargo Partner einen „signifikanten Anstieg bei Schienentransporten zwischen Asien und Europa verzeichnet“, sind auch bei der Rail Cargo Group (RCG) die Anfragen „bereits immens gestiegen“, so deren Pressesprecherin Maria Magdalena Pavitsich auf Dispo-Anfrage. „Kunden aus ganz Europa und Asien kontaktieren uns bezüglich Transport-Angebote.“

Die Seefrachtpreise seien stark gestiegen, man rechne damit, dass diese noch weiter steigen, so Pavitsich. „Damit kommen die Preise an die der Schiene heran, aber wir haben bereits jetzt den Vorteil, dass wir schneller sind als das Schiff. Auch das führt zu den erhöhten Nachfragen. Wir wickeln in unserem Rail Cargo Group TransNET Transporte von China nach Europa innerhalb von etwa 18 Tagen ab – das entspricht einem Drittel der aktuellen Dauer auf dem Seeweg mit durchschnittlich 55 Tagen.“

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Die Rail Cargo Group fokussiere sich hier aufgrund der Sanktionen stark auf den Mittelkorridor der Neuen Seidenstraße (der durch Kasachstan über Aserbaidjan/Georgien, übers Schwarze Meer nach Constanta (RO) und weiter nach Mittel- und Zentraleuropa führt) als Alternative für den Nordkorridor, der über Russland führt.