Mobile Robotik : Interoperabilität in der Intralogistik ist einer der wichtigsten Logistiktrends

innerbetrieblicher Verkehr mit FTS bei Knoll Maschinenbau
© Knoll Maschinenbau

Was bedeutet Interoperabilität in der Intralogistik?

Der Begriff Interoperabilität ist in der Logistik-Branche kein neuer - und trotzdem habe er sich in der Praxis noch kaum durchgesetzt, findet Lennart Bochmann, Gründer und CPO/CRO des Softwareunternehmens Synaos. Dabei gilt Interoperabilität als Schlüsselfaktor für Effizienz, Sicherheit und Skalierbarkeit in der innerbetrieblichen Logistik. Denn eine Flotte von unterschiedlichen Herstellern, mit proprietären Schnittstellen und nicht standardisierten Kommunikationsprotokollen führen eben dazu, dass viele Systeme nicht miteinander sprechen können - damit scheitert der flächendeckende Einsatz mobiler Roboter oft an mangelnder Kompatibilität.

Interoperabilität sei der Schlüssel ist zu einer umfassenden Implementierung von mobilen Robotern und einer der wichtigsten Logistiktrends unserer Zeit, schreibt er in einem Blogbeitrag, in dem er die Chancen und Herausforderungen, die mit der Umsetzung interoperabler Intralogistiklösungen einhergehen, beleuchtet.

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Die Verbesserung der Sicherheit ist dabei ein zentrales Argument für Interoperabilität. Wenn manuelle Stapler und autonome Roboter gleichzeitig im Lager unterwegs sind, ist eine koordinierte Steuerung essenziell. Bochmann betont, dass autonome Systeme stets Vorrang erhalten sollten, da Menschen Situationen besser antizipieren können. Gleichzeitig muss die Software sicherstellen, dass etwa in sensiblen Bereichen wie Pausenzonen keine Gefahrensituationen entstehen.

Neben sicherheitsrelevanten und technologischen Aspekten treiben auch drei wirtschaftliche Faktoren die Entwicklung interoperabler Intralogistiksysteme voran: Kostendruck, steigende Marktnachfrage und Fachkräftemangel. Systeme, die schnell integrierbar und skalierbar sind, verschaffen Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil – nicht zuletzt durch geringere Betriebskosten und höhere Flexibilität bei der Ressourcenplanung.

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Lennart Bochmann, Gründer und CPO/CRO des Softwareunternehmens Synaos
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VDA 5050: Der Interoperabilitätsstandard für FTS und AMR

Eine "gemeinsame Sprache" sei also wichtig, um die Effizienz in der Intralogistik zu steigern - und vor allem, um Medienbrüche, Ineffizienzen und Sicherheitsrisiken zu vermeiden. Dabei kann eine zentrale Steuerungseinheit helfen - genau hier setzt der Standard VDA 5050 an.

Der Kommunikationsstandard wurde vom VDMA Fachverband Fördertechnik und Intralogistik gemeinsam mit der Automobilindustrie (VDA) entwickelt und ermöglicht die standardisierte Kommunikation zwischen einer Leitsteuerung und Fahrzeugen unterschiedlicher Hersteller – unabhängig von deren individuellen Spezifikationen.

Konkret definiert VDA 5050 eine herstellerunabhängige Schnittstelle, über die FTS und AMR Informationen wie Navigation, Status, Fehlermeldungen oder Aufträge austauschen können. Das Besondere: Der Standard basiert auf einem einheitlichen Informationsmodell und einem gemeinsamen Datenprotokoll – aktuell realisiert über MQTT (Message Queuing Telemetry Transport).

Ziel ist es, dass verschiedene Fahrzeuge mit einer zentralen Leitsteuerung kommunizieren können, ohne dass für jedes neue System ein separates Interface programmiert werden muss. So wird Skalierbarkeit, Flexibilität und Zukunftssicherheit geschaffen – zentrale Anforderungen an moderne intralogistische Systeme.

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Zentrale Steuerung als Lösungsbaustein

Ob mit proprietärer Software oder auf Basis von VDA 5050 – die zentrale Steuerung von Transportressourcen wird zur Grundvoraussetzung für effiziente Intralogistik. Ein zentrales System weist Aufgaben zu, steuert Verkehrsflüsse und optimiert Abläufe in Echtzeit. Dabei kann Interoperabilität – im Sinne eines nahtlosen Zusammenspiels unterschiedlichster Systeme – nur durch klare Schnittstellenstandards gelingen.

VDA 5050 verfolgt genau diesen Ansatz. Hersteller können ihre Fahrzeuge gemäß dem Standard zertifizieren, was die Kompatibilität mit Leitsteuerungen vereinfacht. Gleichzeitig ermöglicht dies Unternehmen einen herstellerunabhängigen Einkauf von Fahrzeugen – ohne sich langfristig auf einen Anbieter festzulegen.

KI-gestützte Plattformlösungen als Zukunftsmodell

Bochmann beschreibt in seinem Beitrag, wie die intelligente Auftragsverteilung über eine zentrale Softwareplattform funktioniert. Dabei werden Transportaufträge automatisch an die jeweils geeigneten Ressourcen – ob manuell oder autonom – vergeben. Eine KI-basierte Echtzeitoptimierung steigert zusätzlich die Effizienz.

In Kombination mit einem offenen Standard wie VDA 5050 ergibt sich ein zukunftsfähiges Modell: Die Softwareplattform koordiniert den Materialfluss, der Standard stellt die technische Kompatibilität sicher – unabhängig davon, welches Fahrzeug im Einsatz ist.