Nachhaltigkeit : Logistik erzielt durch Kreislaufwirtschaft neue Geschäftsmodelle
Etwa Ende Juli hat die globale Wirtschaft jene Ressourcen verbraucht, die die Biosphäre der Erde in einem Jahr produzieren kann – und dieser Umstand verschiebt sich jährlich um einige Tage nach vorn.
Das hat nicht nur schwerwiegende Auswirkungen auf die Menschen und den Planeten, sondern natürlich auch für die Industrie: Beispielsweise steigt der Wettbewerb um eine feste Ressourcenbasis, die Preise für Ressourcen steigen stetig, eine geringere Lebensqualität ist die Folge.
Eine Antwort auf die Herausforderungen einer linearen Wirtschaft, deren Grundsatz bisher „take, make and waste“ war, ist die Kreislaufwirtschaft. Die Grundidee dieses Modells besteht darin, den Kreislauf zu schließen: keine neuen Rohstoffe zu verwenden, sondern stattdessen Abfälle zu nutzen oder den Lebenszyklus eines Produkts zu verlängern. Der Logistik kommt dabei eine entscheidende Rolle zu.
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Diesen Herausforderungen müssen sich Logistiker zukünftig stellen
Während das Produktdesign hinsichtlich der Reparatur-Möglichkeiten, Wiederverwendung und Recyclingfähigkeit schon früh in der Lieferkette berücksichtigt werden muss, können Logistikdienstleister das Supply Chain-Netzwerk strategisch nutzen und so gestalten, dass die Verlängerung des Lebenszyklus und das Produktrecycling durch Reverse Logistics unterstützt werden.
Das bedeutet nicht nur, Materialien zu sammeln und zu transportieren. Hinzu kommen wertschöpfende Tätigkeiten wie Reparatur, Aufarbeitung, Recycling und die Weiterverteilung. Darüber hinaus können Logistiker die Transparenz erhöhen, Rücksendungen vereinfachen und konsolidieren sowie Sekundärrohstoffe vorsortieren, womit sie zu einem Wegbereiter für die Rückgabe- und Reverse Logistics werden.
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Kreislaufwirtschaft transformiert Logistik
Um die Rolle des Logistikdienstleisters in der Kreislaufwirtschaft genau zu definieren, wurden im Rahmen eines Whitepapers zum Thema Kunden von Arvato zu diesem Thema befragt. Das Ergebnis zeigt, dass Unternehmen mit ihren Kunden und Lieferanten entlang der Wertschöpfungskette zusammenarbeiten müssen. Darüber hinaus erfordert die Kreislaufwirtschaft eine langfristige Zusammenarbeit, und Logistikdienstleister müssen auf diesem Weg beratend und unterstützend tätig sein.
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Ebenso müssen Logistikanbieter in Technologien wie On-Demand-Verpackungen investieren, die dazu beitragen können, Abfall zu vermeiden oder zu reduzieren. Dabei sollten alle verwendeten Materialien recycelbar und wiederverwendbar sein. Mittelfristig wird erwartet, dass Logistikanbieter ihre Kunden bei der Wiederaufbereitung und -verwendung unterstützen, da sie die bereits über die erforderlichen Netzwerke für die Rückgabe und den Versand von Produkten verfügen. Langfristig sollten sie auch in der Lage sein, Produkte zu reparieren und aufzuarbeiten.
Da dies derzeit jedoch noch nicht gängige Praxis ist, müssen Logistikanbieter hier noch das geforderte Expertenwissen aufbauen und die Organisation der Wertschöpfungsketten grundlegend überdenken und Lieferanten und Kunden proaktiv in diese Gespräche einbeziehen.
Bestätigt wurde diese Einschätzung auch von den Branchenführern und Experten, die das Thema auf der Arvato Supply Chain Masterclass-Veranstaltung Anfang Oktober intensiv diskutierten. „Die Kreislaufwirtschaft ist die Zukunft”, betonte etwa Andreas Barth, President Tech Vertical bei Arvato Supply Chain Solutions. „Sie verwandelt Abfälle in Chancen, auch da Recycling und die ordnungsgemäße Entsorgung von Produktionsnebenprodukten immer strenger werden. Wenn Unternehmen in den kommenden Jahrzehnten profitabel bleiben wollen, müssen sie die Bedeutung des Circular-Supply-Chain-Modells erkennen und damit beginnen, die notwendigen Schritte umzusetzen.“
Konkrete Ratschläge für den Einstieg in die Kreislaufwirtschaft zeigte Robert O'Mahony, Head of Sustainability, Global Operatins von Logitech auf: „Erstens: Beginnen Sie mit den Daten. Zweitens: Lassen Sie sich motivieren und motivieren Sie Ihr gesamtes Unternehmen anhand dieser Daten, um zu verstehen, wie viel Sie als Einzelner bewirken können. Drittens: Denken Sie über Kohlenstoff hinaus. Denken Sie über das Klima hinaus. Wir können keine gesunde Wirtschaft haben, wenn wir nicht auch eine gesunde Gesellschaft und einen gesunden Planeten haben.“
Konkrete Lösungen werden auch im Whitepaper aufgezeigt: So erbringt Arvato für mehrere Kunden aus der Hightech-Industrie Kreislaufdienstleistungen wie das Testen, Aufarbeiten und Demontieren alter und defekter Geräte. Dabei werden die daraus gewonnenen Komponenten wieder der Wertschöpfungskette zugeführt – entweder als B-Ware, Ersatzteile oder Rohstoffe für neue Geräte.
„Wir ziehen es vor, den Wandel voranzutreiben, anstatt ihm zu folgen“, erklärt Paul Brolly, Vice President Global Business Development & Solution Design, Arvato Supply Chain Solutions. Darüber hinaus setzt Arvato im Rahmen seiner Warehouse-Prozesse bereits innovative Verpackungsmaschinen ein. Diese Maschinen reduzieren die Menge der verwendeten Pappe und den Leerraum, was zu geringeren CO2-Emissionen führt.
Auch in der Fashion-Logistik bietet das Unternehmen zirkuläre Lösungen an: Retouren werden gereinigt, geprüft, minimal repariert und in den Warenbestand im Lager zurückgeführt oder gespendet, was zu mehr Nachhaltigkeit führt. Schließlich werden Second-Hand- und Vintage-Läden bei den Endkonsumenten immer beliebter.