Lagerautomatisierung : Online-Supermarkt Gurkerl erweitert und automatisiert mit Autostore und Brightpick

Gurkerl.at-Headquarter in Wien Liesing

Das Gurkerl.at-Headquarter in Wien Liesing vor dem Ausbau.

- © Philipp Lipiarski

Schon Anfang 2023 gab Gurkerl bekannt, alle drei Logistikzentrum der Gurkerl-Mutter Rohlik - neben Österreich sind das Frankfurt und München in Deutschland - vollautomatisieren zu wollen. Nun hat Gurkerl in seinem Logistikzentrum in Wien zumindest eine Teilautomatisierung realisiert - und die Lagerkapazitäten massiv ausgebaut.

Schon Ende 2021, als Dispo mit dem früheren Österreich-Geschäftsführer Maurice Beurskens, über die Pläne für Gurkerl in Österreich sprach, war klar, dass ein Lagerausbau alternativlos ist: "Wir können auch nicht schneller wachsen ohne Erweiterung des Lagers – oder eines zweiten Lagers", sagte er gegenüber Dispo. Da war das Wachstum des Online-Supermarkts massiv: "Am 3. Dezember haben wir begonnen – da gingen die Bestellungen durch die Decke. Nach sechs Monaten standen wir bei 3.000 Bestellungen", erklärte Beurskens. In Spitzenzeiten waren es bereits über 4.000 Bestellungen pro Tag.

Mit dem Start des Lagerausbaus im Februar 2023 wurde die maximale Kapazität auf 2.000 Bestellungen reduziert. "Das hat uns absolut leid getan", erklärt der aktuelle Gurkerl-Chef Mark Hübner gegenüber APA. Die damit einhergehenden Einschnitte im Sortiment und der Liefergeschwindigkeit seien "alles andere als ideal" für die Kundinnen und Kunden gewesen. Mit dem "Neustart" und der Teilautomatisierung des Lagers könne man nun wieder bis zu 4.000 Bestellungen pro Tag abwickeln.

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Im Zuge des Warenlager-Ausbaus und der Kapazitätsreduktion baute Gurkerl Anfang 2023 laut Medienberichten bis zu 290 Stellen ab. Das Unternehmen selbst hat die Höhe des Stellenabbaus nie beziffert. Aktuell beschäftigt der Online-Supermarkt rund 330 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon 100 Boten. Bis Ende 2025 könnte die Mitarbeiterzahl wieder auf rund 500 steigen, kündigte der Gurkerl-Chef an.

Doch auch die Mitarbeitersuche gestaltet sich schwierig - zumindest war das in der Vergangenheit der Fall: "Ich suche mindestens 700 Mitarbeiter – mit dem Lagerausbau", sagte Maurice Beurskens Ende 2021. "Man sieht, dass man in Österreich relativ viel soziale Unterstützung bekommt. Deshalb findet man in Österreich nicht unbedingt viele Mitarbeiter, die in einem kalten Lager im Schichtmodell arbeiten. Deshalb ist Automatisierung ein ganz großes Thema."

Automatisierte Lager- und Kommissioniertechnik

Das Logistikzentrum des Online-Supermarkts im 23. Wiener Gemeindebezirk wurde während des laufenden Betriebs von 5.000 Quadratmetern auf 10.000 Quadratmeter erweitert und mit automatisierter Lager- und Kommissioniertechnik von Autostore und Brightpick ausgestattet. "Mit der Automatisierung erhöhen wir die Kapazitäten im Logistikzentrum um 35 Prozent und steigern die Produktivität um 50 Prozent", so Gurkerl-Chef Hübner. Der Zubau zum bestehenden Warenlager und die Teilautomatisierung habe "einen hohen einstelligen Millionenbetrag" gekostet. Derzeit umfasst das Liefergebiet des Online-Supermarkts ganz Wien und Schwechat, Mödling, Baden, Korneuburg, Stockerau, Klosterneuburg, Wiener Neustadt und Eisenstadt. Auch kleinere niederösterreichische und burgenländische Gemeinden in Wien-Nähe werden angefahren. Der Lebensmittellieferdienst will sein Liefergebiet rund um Wien in Zukunft weiter ausweiten. Eine Expansion in eine andere Landeshauptstadt in Österreich ist derzeit nicht geplant.

Gurkerl gehört zu der im Jahr 2014 gegründeten tschechischen Rohlik-Gruppe. Der Online-Lebensmittellieferdienst ist aktuell in Tschechien, Ungarn, Deutschland, Österreich und Rumänien aktiv und verzeichnete 2023 ein Umsatzplus um rund ein Viertel auf 700 Mio. Euro. In München erreichte der Online-Supermarkt innerhalb eines Jahres nach Einführung der automatisierten Lagerlösung im Trocken- und Frischebereich nach eigenen Angaben die Profitabilität. Laut Firmenbuch ("Wirtschafts-Compass") belief sich der Umsatz von Gurkerl im Geschäftsjahr 2021/22 auf 45 Mio. Euro und der Verlust auf 30,3 Mio. Euro, 2022/23 lagen die Erlöse laut vorläufigem Jahresabschluss bei 58,5 Mio. Euro und der Verlust bei 31,6 Mio. Euro.

Für das kommende Jahr visiert Gurkerl einen dreistelligen Millionen-Umsatz an, Ende 2025 soll die Profitabilität inklusive Marketingkosten erreicht werden. "Wir haben große Warenkörbe von rund 100 Euro im Schnitt, eine gesunde Margenstruktur und einen Aktionsanteil vom Gesamtumsatz von nur 10 Prozent", so Firmenchef Hübner. "Gurkerl ist maßvoll bei Marketingausgaben. Viele Online-Händler sind unter anderem an den Marketingkosten gescheitert." Die Gurkerl-Mutter Rohlik erhielt Mitte des Jahres eine weitere Kapitalspritze in Höhe von 170 Mio. Dollar (155 Mio. Euro) von neuen und bestehenden Investoren.