Retourenhandling in der Modebranche : Roboter soll die automatisierte Sortierung von retournierten Textilien ermöglichen

CoboSort Greifer für Retouren von Kleidungsstücken
© CoboSort

Die Textilindustrie nachhaltiger zu machen ist das Ziel des länderübergreifenden Forschungsprojekts CoboSort: Mit Hilfe eines Robotersystems werden Kleidungsstücke automatisiert sortiert. Denn retournierte und nicht mehr gebrauchte, gesammelte Kleidungsstücke zu sortieren, ist für die Arbeitenden eine sich wiederholende, anstrengende und ermüdende Tätigkeit.

Die Einführung eines kollaborativen Roboterassistenten (Cobot), der Bildverarbeitungssensoren, Greifer und künstliche Intelligenz kombiniert, stellt dafür eine praktikable Alternative dar. Dabei ist es egal, ob die Kleidungsstücke voll, teilweise oder nicht verpackt sind. Die Arbeitenden trainieren den Roboter über eine intuitive Schnittstelle. Daraus können neue Geschäftsmodelle entstehen, die den Verbrauch von Rohstoffen und das Abfallaufkommen durch Mode verringern.

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Bei dem Forschungsprojekt ist das Institut "Digital" der Joanneum Research für die Entwicklung der Software zuständig.

CoboSort soll erkennen, greifen, ablegen und lernen

Im Fokus von CoboSort steht die Entwicklung von maschinellen Lernmodellen und Robotergreifern sowie deren Integration in ein zuverlässiges und umfassendes kollaboratives Robotersystem. Dieses ermöglicht eine automatisierte Kommissionierung zur Unterstützung beim Sortieren von voll, teilweise oder nicht verpackten Kleidungsstücken.

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„Dies wird in Zeiten des Online-Handels immer wichtiger, weil Retouren in großen Mengen anfallen und oft nicht mehr richtig verpackt sind“, berichtet Olaf Kähler von Digital. Dabei wirken ein intelligentes Bilderkennungssystem samt KI zum Erkennen und ein Greifersystem zum Erfassen der Kleidungsstücke zusammen. All das findet in einer Umgebung statt, in der Menschen und Roboter direkt zusammenarbeiten. „Der Beitrag unseres Instituts ist die Software, gewissermaßen das ‚Gehirn‘, das dem Roboterarm sagt, wo er als Nächstes hingreifen soll“, führt Kähler weiter aus. „Die Schwierigkeit dabei ist, dass Kleidungsstücke weich sind und – wenn sie nicht wie Neuwaren in einer Plastikhülle verpackt sind – auch nicht einfach mit einem Sauggreifer gefasst werden können. Zudem ist es wichtig, dass Kleidungsstücke einzeln erfasst und auf das Förderband gelegt werden, da Doppelgriffe später zu einem Rückstau führen können.“

Umweltfreundliche Geschäftsmodelle für Retouren von Kleidungsstücken

Das kollaborative Robotersystem sortiere gemischte und zufällig angeordnete Bekleidungspakete, benötige wenig Platz, sei modular, sicher und seine Funktionen seien rekonfigurierbar, heißt es von den Forschungspartnern. Im Vergleich zu aktuell gebräuchlichen Sortierlösungen stelle es eine moderate Investition dar und ebne den Weg für dezentralisierte und flexible Umverteilungssysteme, die das Entstehen neuer Formen des elektronischen Handels mit unbenutzten oder bereits getragenen Kleidungsstücken sowie Recycling unterstützen. Durch das Verringern der kontinuierlichen Produktion neuer Kleidungsstücke verringern sich auch die Auswirkungen auf die Umwelt.

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Dieser neue Ansatz ermögliche Synergien zwischen Modeunternehmen und Endkund*innen, die die Produktionskosten von Kleidungsstücken senken und indirekt den Rohstoffverbrauch und das Abfallaufkommen verringern. Auch in sozialer Hinsicht seien positive Effekte zu erwarten: Anstatt repetitive, verschleißende Tätigkeiten durchzuführen, kommt den Arbeitskräften eine proaktive Rolle zu. Über eine intuitive Schnittstelle, die auch von Laien bedient werden kann, trainieren sie die maschinellen Lernmodelle und unterstützen den Cobot im Falle eines Fehlers. Große internationale Modeketten haben bereits Interesse gezeigt.