Hafen Wien : Filmstudio, Krankenhaus-Lager und Innovationshub: So hat sich der Hafen Wien entwickelt

Hafen Wien Freudenau Luftbild
© RossHelen

„Ich bin mit der Entwicklung sehr zufrieden“, blickt Doris Pulker-Rohrhofer, die den Hafen Wien als technische Geschäftsführerin verantwortet, auf die letzten acht Jahre zurück. Man sei gewachsen, sowohl was die Produktivität, als auch den Umsatz und die Größe des Areals betrifft.

Bei der Produktivität spiele dabei vor allem die Digitalisierung eine große Rolle. „Wir haben durch die Digitalisierung gewisse Prozesse verbessert, etwa im Warenwirtschaftssystem, und haben unsere gesamte IT modernisiert.“ Doch nicht nur digitalisierte Prozesse verhalfen dem Hafen Wien zu mehr Produktivität: „Es gibt mit Sicherheit auch weniger Reibungsverluste, weil wir gut zusammenarbeiten. Es ist wichtig, auch einen Schwerpunkt auf die Menschen zu setzen: Wenn es den Mitarbeiter*innen gut geht und sie gut miteinander arbeiten, steigert das die Produktivität“, so Pulker-Rohrhofer.

Dispo hat sich auch bei Lehrlingen am Hafen Wien umgehört: Das zieht junge Talente in die Logistik

In Sachen Umsatz konnte der Hafen Wien als Tochter der Wien Holding im Geschäftsjahr 2022 mit 55,4 Millionen Euro ein Plus von 7,9 Prozent erwirtschaften. Auf oder neben dem Hafenareal sind rund 200 Unternehmen vertreten, und schaffen damit ein Potenzial von etwa 5.000 Arbeitsplätzen.

Vor allem auch im HQ7, einem Areal, das der Hafen 2017 zugekauft hat, hätten sich viele Unternehmen angesiedelt. „Da gibt es sehr spannende Unternehmen“, so Pulker-Rohrhofer: „Wir haben zum Beispiel eine Kaffeerösterei dort, oder auch die Filmbranche. Wir bauen derzeit zwei Filmhallen, die dann von den sogenannten HQ7 Studios betrieben werden. Das ist sicher ein toller Boost für die Filmindustrie in Österreich insgesamt“, ist sich die technische Geschäftsführerin sicher. Auch eine Pathologie wurde im HQ7 eingerichtet.

Aktuell zum Hafen Wien:
Der Ausbau des Wiener Hafens in der NS-Zeit >>

Doris Pulker Rohrhofer
"Es ist wichtig, auch einen Schwerpunkt auf die Menschen zu setzen: Wenn es den Mitarbeiter*innen gut geht und sie gut miteinander arbeiten, steigert das die Produktivität“, so die technische Geschäftsführerin am Hafen Wien, Doris Pulker-Rohrhofer. - © Feel Image

Bedeutende neue Kunden am Hafen Wien

Neben der Filmbranche setzt nun auch der Wiener Gesundheitsverbund auf den Hafen Wien, der nun als zentraler Lagerhalter dient. Dort werden nun 32.500 Produkte für die Standorte des Wiener Gesundheitsverbunds angenommen, kommissioniert, gelagert und verteilt – mit Ausnahme von Medikamenten.

„Es freut mich sehr, dass uns das gelungen ist, das unterstreicht auch die Bedeutung, die wir als Logistikzentrum haben. Unsere Lage ist ideal, man ist in kürzester Zeit in allen Spitälern in Wien. Man kann hier außerdem sehr umweltfreundlich anliefern, und wir haben noch dazu ein sehr sicheres Gelände, das rund um die Uhr bewacht ist. Wir sind auch Zolldienstleister, können also sozusagen das Rundum-Sorglos-Paket anbieten“, erklärt Doris Pulker-Rohrhofer.

Aktuell baue man auch für einen großen Kunden Hallen am Areal. „Das Unternehmen konzentriert sich auf die Produktion, wir konzentrieren uns auf die Läger.“ Man kenne deren Produkte und habe auch das entsprechende Gerät, um große Teile – der Kunde ist im Fahrzeugbau tätig – heben und transportieren zu können. Überhaupt sei die Nachfrage nach Lager am Hafen Wien extrem gestiegen. „Wir hatten und haben volle Läger. Alle unsere Lagerhäuser sind gefüllt.“ Das sei auch der Grund für den Neubau der Halle für den Industriekunden. Zusätzlich müsse man natürlich umschichten, und schneller in der Drehung verdichten und optimieren. Flexibilität sei hier enorm wichtig, so Pulker-Rohrhofer.

Eigene Infrastruktur erweitern und modernisieren

Auch um die eigene Infrastruktur zu vergrößern und zu modernisieren, gab und gibt es aktuelle Großprojekte. So wurde im letzten Jahr ein Hochwasserschutztor errichtet, um auch bei Hochwasser einen ungestörten Warenumschlag im Hafen Albern zu gewährleisten. Und derzeit läuft ein weiteres großes Projekt am Hafen: Die Landgewinnung. „Wir schütten gerade unser Hafenbecken weiter zu, wo wir zirka 43.600 Quadratmeter an Land gewinnen werden. Also aus heutiger Sicht wird die Fläche dem Terminal gewidmet.“

Dieses Landgewinnungsprojekt sei dem starken Wachstum vor allem der Tochter WienCont geschuldet, erklärt die technische Geschäftsführerin, hier belegen auch Studien, dass es mehr Kapazitäten brauche. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Wien Cont und das Containerterminal die neue Fläche benutzen. Doch das wird gerade evaluiert.“ Im April 2023 gestartet, sei das Becken nun ungefähr zur Hälfte gefüllt, zwei Jahre sind für dieses Projekt vorgesehen.

Nachhaltigkeit wird immer wichtiger

Das große Wachstum der Wien-Cont führt Doris Pulker-Rohrhofer auf das Thema Nachhaltigkeit zurück, weil die „verladene Wirtschaft zusehends Verkehre von der Straße auf die Schiene verlagert.“ Dabei hilft etwa Helrom, „das ist ein kleiner Anbieter, aber ein innovatives Produkt“, erklärt die Geschäftsführerin. 2020 mit ersten Probezügen gestartet, 2020 mit ersten Probezügen gestartet, sie werden voraussichtlich ab Februar 2024 tägliche Abfahrten zwischen Wien und Düsseldorf anbieten.

Lesen Sie auch: "Ein Zug kann bis zu 52 LKW ersetzen"

Es sei ihr wichtig gewesen, ein innovatives Unternehmen an den Hafen Wien zu bringen: „Wir sehen uns hier in der Rolle des Enablers. Es war nicht selbstverständlich, dass dieses Technologie bei uns unterbringbar ist, denn ein Terminal ist auf Heben und Senken ausgelegt, Helrom arbeitet mit einer Technologie, die schwenkt. Mir war es aber wichtig, sie auf den Hafen zu holen da es ein Thema der Innovation und Nachhaltigkeit ist. Aber natürlich haben wir auch langjährige, große Kunden hier am Standort, die die Verlagerung auf die Schiene seit Jahren erfolgreich umsetzen.“

Auch die Nachhaltigkeit im eigenen Unternehmen wird forciert: „Zum einen setzen wir stark auf alternative Energien. Wir haben vier Photovoltaikanlagen, eine fünfte entsteht derzeit am Dach der Filmhalle. Wir steigen auch in vielen Bereichen vom Heizkessel auf Luftwärme-Pumpen um und haben auf Ökostrom umgestellt. Das Terminal wird zu 100 Prozent aus Wasserkraft versorgt. Wir setzen außerdem auf LED statt normaler Beleuchtung, was uns rund 87 Prozent an zusätzlicher Energie einspart“, zählt die technische Geschäftsführerin die internen Nachhaltigkeitsbestrebungen auf. Auch setze man mit E-Bike-Leasing oder E-Bikes für Fahrten am Gelände auf nachhaltigere Mitarbeitermobilität.

Innovation durch den Thinkport Vienna

Wichtig sei ihr auch das Thema Innovation zu betonen, so Doris Pulker-Rohrhofer. Mit dem Thinkport Vienna verfügt der Hafen mit dem Partner Boku Wien über ein Logistik Lab, das güterlogistische Innovationen entwickeln, testen und umsetzen soll. Aktuell ist das Schwerpunktthema, neben vielen anderen, Baustellenlogistik, das sich mit der Kreislaufwirtschaft in der Bauindustrie beschäftigt.

„Was wir noch bearbeiten, ist das Thema alternative Energie, insbesondere Wasserstoff – ein Thema bei dem ich den Eindruck habe, dass viele Player gemeinsam lernen und sich miteinander weiterentwickeln. Hier geht es um Fragen wie: Welche Rolle nehmen Häfen in diesem Bereich ein? Ist es die Lagerung? Ist es der Transport? Ist es die Erzeugung von Energie, um grünen Wasserstoff zu produzieren?“ Man arbeite außerdem auch bei Themen wie etwa der Verbesserung der City Logistik mit.

„Das, was wir als Hafen Wien außerdem noch einbringen, ist unser Areal als Testumgebung anzubieten“, erklärt die technische Geschäftsführerin. „Tests zu autonomen Fahren hatten wir hier schon, oder auch ein solarbetriebenes Auto. Wir hatten etwa auch das Thema elektronische Ladezonen-Bewirtschaftung. Damit können wir wieder die Themen Innovation und Nachhaltigkeit pushen.“

Doris Pulker-Rohrhofer am Thinkport Vienna
© Hafen Wien