Intralogistik : So bewerten Unternehmen ihre Lagerlogistik

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Die Anforderungen an Lagerbetriebe sind in den letzten Jahren drastisch gestiegen. Mehr Verkaufskanäle, höhere Nachfrage und Fachkräftemangel machen den Status quo vieler Unternehmen zunehmend herausfordernd. Manhattan Associates hat in seiner umfassenden Studie "State of Warehouse Operations 2024" einen detaillierten Blick auf die Probleme und Lösungen in der globalen Intralogistik geworfen.

Dabei zeigt sich, dass die meisten Betriebe sich nicht nur an ihren eigenen technologischen Grenzen aufreiben, sondern es auch einige strategische Lücken gibt, die sie adressieren sollten. Investitionen in moderne Technologien und ein stärkerer Fokus auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter könnten dabei einen notwendigen Wandel einleiten.

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Das sind die Herausforderungen in den Lägern

Die Studie zeigt eine hohe Diskrepanz zwischen den Anforderungen des Marktes und der Fähigkeit der Unternehmen, diese zu erfüllen. 99 Prozent der befragten Unternehmen geben an, dass sie mit Problemen im Lagerbetrieb zu kämpfen haben. Veraltete IT-Systeme sind dabei ein zentrales Hindernis: 28 Prozent der Betriebe benennen die bestehende Hardware und Software als Hauptursache für Ineffizienzen.

Hinzu kommt die wachsende Komplexität der Abläufe. 27 Prozent der Unternehmen sehen die zunehmende Vielfalt und Vielschichtigkeit ihrer Betriebsabläufe als große Herausforderung, während 26 Prozent Schwierigkeiten haben, Bestellungen aus verschiedenen Kanälen – etwa E-Commerce und stationärem Handel – effektiv zu verwalten.

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Zusätzlich zu diesen strukturellen Defiziten kämpfen die Lagerbetriebe mit einem kontinuierlichen Anstieg der Nachfrage. 73 Prozent der Befragten berichten von einem gesteigerten Warenvolumen in ihren Lagern in den letzten zwölf Monaten. Diese Belastung verschärft die Notwendigkeit, die internen Abläufe zu modernisieren und an die Bedürfnisse eines dynamischen Marktes anzupassen.

Personalprobleme: Der entscheidende Engpass

Neben technologischen Herausforderungen stellt der Arbeitsmarkt ein weiteres kritisches Problem dar. Die hohe Fluktuation in den Lagerhäusern belastet die Effizienz erheblich: 84 Prozent der Unternehmen berichten von Schwierigkeiten, Mitarbeiter langfristig zu halten. Rund ein Viertel (23 Prozent) der Unternehmen hat zudem Probleme bei der Rekrutierung und Schulung neuer Arbeitskräfte. Besonders herausfordernd ist die Personalbeschaffung und -einbindung von Saisonkräften – ein Problem, das 41 Prozent der Betriebe als wachsend einstufen.

Die Konsequenzen sind weitreichend: Neben Produktivitätsverlusten führt die schwierige Personalsituation zu einer geringeren Wettbewerbsfähigkeit. Unternehmen, die es nicht schaffen, qualifiziertes Personal zu gewinnen und zu binden, gefährden ihre langfristige Nachhaltigkeit. Dies wird auch durch die wachsende Unzufriedenheit unter den bestehenden Mitarbeitern verstärkt. Während 53 Prozent der Führungskräfte glauben, dass sie die Herausforderungen in ihren Lagerhäusern vollumfänglich verstehen, teilen nur 33 Prozent der operativen Mitarbeiter diese Ansicht. Diese Kluft zeigt, dass es auch an Kommunikation und Transparenz zwischen Management und Belegschaft fehlt.

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Technologische Modernisierung: Ein Schlüssel zur Effizienzsteigerung

Die Studie zeigt jedoch auch, dass viele Unternehmen bereit sind, ihre Lagerbetriebe umfassend zu modernisieren. Innovative Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI), Robotik und Automatisierung stehen im Fokus zahlreicher Investitionspläne. 75 Prozent der Befragten sehen generative KI als vielversprechend an, um Prozesse zu optimieren, während 72 Prozent von den Potenzialen der Robotik überzeugt sind.

In den nächsten zwölf Monaten planen viele Unternehmen, ihre bestehenden Systeme umfassend zu ersetzen oder zu aktualisieren. Besonders im Fokus stehen dabei:

Yard-Management-Systeme (YMS): 81 Prozent der Befragten planen, diese Systeme zu modernisieren.
Labour-Management-Systeme (LMS): 80 Prozent sehen hier dringenden Handlungsbedarf, um die Mitarbeiterproduktivität und -bindung zu steigern.
Warehouse-Management-Systeme (WMS): Ebenfalls 80 Prozent der Unternehmen wollen ihre Lagerverwaltungssysteme auf den neuesten Stand bringen.

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Neben der Einführung neuer Technologien spielt die Schulung der Mitarbeiter eine entscheidende Rolle. Unternehmen setzen vermehrt auf Online-Trainings, Gamification-Ansätze und E-Learning, um die Belegschaft fit für die neuen Anforderungen zu machen. Dabei gibt es jedoch regionale Unterschiede: In lateinamerikanischen Ländern wie Mexiko (25 Prozent) und Brasilien (30 Prozent) geben viele Mitarbeiter an, dass die neuen Technologien schwierig zu bedienen sind, was die Bedeutung einfacher, intuitiver Lösungen unterstreicht.

Technologische Modernisierung kann auch die Mitarbeiterzufriedenheit positiv beeinflussen, sofern sie sorgfältig umgesetzt wird. Moderne Arbeitsmanagementsysteme bieten Funktionen wie Echtzeit-Feedback, Gamification und Priorisierung von Aufgaben, die den Arbeitsalltag der Mitarbeiter erleichtern und motivierend wirken können. Besonders Systeme, die den Mitarbeitern erlauben, Rückmeldungen an das Management zu geben, fördern das Gefühl, gehört zu werden, und tragen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen bei.

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Strategische Prioritäten: Was Unternehmen jetzt tun müssen

Die Studie identifiziert mehrere zentrale Handlungsfelder, die für die Zukunftsfähigkeit von Lagerbetrieben entscheidend sind.

Modernisierung der IT-Infrastruktur: Die Ablösung veralteter Systeme ist essenziell, um Effizienz, Flexibilität und Transparenz zu gewährleisten. Dies umfasst die Einführung moderner WMS-, LMS- und YMS-Lösungen sowie den Einsatz von KI und Robotik.

Verbesserung der Mitarbeiterbindung: Unternehmen müssen gezielt in die Arbeitsbedingungen investieren, um die Attraktivität der Lagerarbeit zu erhöhen. Ergonomische Arbeitsplätze, Schulungsangebote und motivierende Anreize sind entscheidende Faktoren.

Investitionen in neue Technologien: Automatisierung, IoT-basierte Sensoren und KI ermöglichen es Unternehmen, Prozesse zu vereinfachen und Fehler zu reduzieren. Gleichzeitig verbessern diese Technologien die Skalierbarkeit und die Fähigkeit, auf Marktveränderungen zu reagieren.

Nachhaltige Lagerhaltung: Neben technologischen und personellen Aspekten spielt die ökologische Dimension eine wichtige Rolle. Energieeffiziente Prozesse und der Einsatz erneuerbarer Energien sollten in den Fokus rücken.

Kundenzentrierung: Die steigenden Anforderungen an Lieferzeiten und Transparenz erfordern eine nahtlose Integration der Lagerprozesse in die Omnichannel-Strategien der Unternehmen.

Automatisierung: Der aktuelle Stand und die nächsten Schritte

Trotz der hohen Bedeutung automatisierter Technologien bleibt ihre Verbreitung gering. Nur etwa 40 Prozent der Unternehmen haben bisher fortschrittliche Lösungen implementiert. Besonders Sprachkommissioniersysteme finden noch wenig Anwendung, obwohl sie Effizienzgewinne versprechen.

Dennoch gibt es positive Signale: 72 Prozent bis 81 Prozent der Unternehmen planen in den nächsten zwölf Monaten, ihre bestehenden Technologien zu modernisieren. Dies zeigt, dass die Bereitschaft zur Veränderung vorhanden ist – allerdings erfordert dies erhebliche Investitionen und sorgfältige Planung.

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